Text: Aline Müller      Foto: Daniel Elke

Die Umstellung von Trense auf Kandare ist für Reiter und Pferd ein großer Schritt. Mit der richtigen Vorbereitung, etwas Geduld und dem entsprechenden Wissen um die Wirkung dieser Zäumung gelingt der Umstieg ohne Probleme.

 

Wie bei Sattel und Trense gibt es auch bei der Auswahl einer Kandare einiges zu beachten:

  • Unterlegtrense: Die Größe und Form sollte in der Regel der bislang verwendeten Trense entsprechen. In den meisten Fällen ist die Unterlegtrense eine einfach oder doppelt gebrochene Wassertrense, die jedoch dünner als das normale Modell ist. Auch die Ringe sind meist dünner und kleiner als bei herkömmlichen Wassertrensen. Die Unterlegtrense wird an der gleichen Stelle im Pferdemaul verschnallt. Beachten Sie: Ein zu dickes Gebiss kann Druck auf den empfindlichen Gaumen ausüben und Druckstellen oder Verletzungen verursachen. Dieses Problem tritt nicht selten auf und kann unter anderem zu Kopfschlagen, Aufsperren des Mauls oder anderen Anlehnungsproblemen führen.
  • Kandarengebiss: Da es etwas tiefer im Pferdemaul liegt, muss es ca. einen halben bis einen Zentimeter kürzer als die Unterlegtrense gewählt werden. Um die optimale Wirkung zu erreichen, sollten die Seitenteile der Kandare dicht an den Maulwinkeln abschließen, ohne diese einzuklemmen.
  • Kinnkette: Die Kinnkette wird so verschnallt, dass die Kandare bis zu einem Winkel von 45 Grad angenommen werden kann. Spezielle Unterlagen für die Kinnkette können dem Verrutschen sowie Druck- und Scheuerstellen vorbeugen.
  • Unterzüge: Der normale Unterzug einer Kandare hat eine Länge von etwa sieben Zentimetern. Der Druck auf Genick und Unterkiefer ist höher als bei einem kürzeren Unterzug. Zudem ist der Hebelweg länger. Die Wirkung erfolgt dabei leicht verzögert. Bei einem kürzeren Unterzug von etwa fünf Zentimetern ist der Druck auf Genick und Unterkiefer zwar vergleichsweise geringer. Diese Variante ist jedoch nicht automatisch sanfter, da der Hebel weg kürzer ist, setzt auch die Wirkung schneller und direkter ein. Daher erfordert ein kurzer Unterzug eine dementsprechend geübte, ruhige Reiterhand.
  • Zungenfreiheit: Während ein Gebiss mit viel Zungenfreiheit früher als besonders sanft galt, haben Studien belegt, dass es nicht den ihm zugedachten Zweck erfüllt. Im Extremfall können die Zungenränder gequetscht und um die Laden gelegt werden oder die Wölbung des Gebisses gegen den Gaumen drücken.

 

Kandarenreif? Sowohl beim Pferd als auch beim Reiter müssen gewisse Voraussetzungen gegeben sein, damit der Umstieg auf die Kandare gelingt.

Der Reiter: Als Reiter sollten Sie sich zunächst mit der Kandare und ihrer Wirkung vertraut machen. Sie müssen in der Lage sein, unabhängig vom Zügel zu sitzen und gefühlvoll auf das Pferd einzuwirken. Ein schief sitzender Reiter oder einer, der beispielsweise die Bewegung der Hinterbeine ständig ausbremst, kann mitunter Zügellahmheit verursachen. Nur aus einem ausbalancierten Sitz mit einer ruhigen Hand, sind Sie in der Lage, feine Signale zu geben und das Pferd im Maul nicht zu stören. Ruhig, heißt in diesem Fall aber nicht stillgehalten. Vielmehr müssen Sie die Bewegungen des Pferdes begleiten und Kontakt zum Maul halten können. Eine weitere Voraussetzung ist ein ruhiger, bedachter und respektvoller Umgang mit dem Pferd. Die Gewöhnung an die Kandare braucht Zeit und Geduld.

Das Pferd: Erst wenn das Pferd alle bisherigen Lektionen in guter Selbsthaltung auf Trense beherrscht, entsprechend gut auf Gewicht und Schenkel reagiert und die entsprechende Losgelassenheit sowie Trag- und Schubkraft mitbringt, kann an das Reiten auf Kandare gedacht werden. Sie ist kein Instrument, um Rittigkeitsprobleme – wie Zungenfehler, Anlehnungsprobleme oder Ähnliches – zu lösen und darf niemals eingesetzt werden, um das Pferd zu kontrollieren oder in einen Rahmen zu pressen. Kurz gesagt: Die Kandare dient nicht der Korrektur. Vielmehr geht es darum, Hilfen zu verfeinern und einen weiteren Schritt auf dem Ausbildungsweg zu gehen. Das Pferd muss über eine gewisse mentale und körperliche Reife verfügen und dem Reiter vertrauen. Genauso wie der Reiter lernen muss, mit der Kandare umzugehen, sollte

…alles zum Thema „Gewöhnung an die Kandare“ finden Sie in der September-Ausgabe.