Text: Alexandra Koch       Foto: Getty images

Ein Pferd ohne Sattel kann man sich heute nur noch schwer vorstellen. Da Forschungen mittlerweile zeigen, dass ein Reiter auf dem blanken Pferderücken zumindest dauerhaft nicht die bessere Lösung ist, ist das eher zum seltenen Freizeitspaß geworden. Doch wann entstand eigentlich der Sattel? Wo auf der Welt nutzte man ihn zum ersten Mal, und wie entstand diese Idee überhaupt? Ein Ritt durch die Jahrtausende …

Wann genau der erste Sattel tel entstand, lässt sich heute nur schwer sagen. Der Kontakt zwischen Menschen und Pferden besteht bereits seit der Eiszeit, damals jedoch noch als Jäger und Gejagter. Als die Menschen sesshaft geworden waren, begann die Viehzucht. Pferde kamen erst recht spät hinzu. Zu diesem Zeitpunkt hatte man längst Schafe, Ziegen, Rinder und selbst Hunde gezüchtet.

Pferde wurden als Fleisch- und vor allem Milchlieferanten gehalten. Wann zum ersten Mal ein Pferd zum Zwecke des Reitens oder Fahrens genutzt wurde, ist nicht ganz klar. Zwischen 3000 bis 2000 vor Christus, als in Mesopotamien die ersten Pferde gezüchtet wurden, nutzte man bereits Wagen zur Fortbewegung. Zunächst wurden sie von Rindern gezogen, doch man geht da- von aus, dass Völker im heutigen Kaukasus erstmals Pferde zum Ziehen von Wägen und womöglich auch zum Reiten hielten. Auch aus der Sahara und vor allem Ägypten so- wie bei den Assyrern und Babyloniern gibt es aus jener Zeit Zeugnisse von Pferden vor Wägen. Darstellungen auf dem Pferderücken sind bei den alten Griechen, den Skythen im russischen und Etruskern im italienischen Raum vorhanden.

In einem russischen Grabhügel fand man Zeugnisse eines Sattels, der etwa 300 Jahre vor Christus genutzt wurde. Er befand sich im Zentrum der Darstellung eines Reiters auf einer ausgegrabenen, nahezu unbeschädigten Vase. Dieses Zeugnis gilt als das vielleicht älteste eines Sattels weltweit. Erstaunlich ist, dass dieses Ereignis um die 2.000 Jahre nach den ersten Darstellungen von Pferden vor Wägen und später auch gerittenen Pferden stattfand. Man würde eher vermuten, dass die Idee, mehr Sicherheit durch einen Sattel zu erlangen, bereits früher bei den Menschen angekommen war. Zunächst wurden Pferde aber wohl ohne Hilfsmittel, sondern nur durch Schenkel- druck und mit der haltsuchenden Hand in der Mähne geritten.

Satteldecken hatte es schon früher gegeben, teilweise wurden diese – wie bei den Assyrern – auch mit Bauch- und Brustgurten fixiert. Eine Darstellung solcher Decken gibt es auch von den alten Persern, die unter ihrem Herrscher Darius auf mit derartigen Decken bestückten Pferden in den Kampf zogen. Die Gegner aus Griechenland kannten dafür nur ein Wort, welches sich in etwa mit „Weich-Hintern“ übersetzen lässt. Man dachte also, die Perser wären „Weicheier“.

Der Steigbügel entsteht

Insbesondere gelangten Sättel zu immer größerer Bedeutung in Kriegen und Schlachtzügen. Das Pferd beherrschen zu können, wurde zu einem wichtigen Aspekt der Armeen. Dadurch gab es die bedeutendsten Weiterentwicklungen von Sattel und Zaumzeug. Zu diesen zählen auch die Steigbügel, welche den Reitern festeren Halt gaben. Erste Spuren findet man bei den Skythen ebenso wie im Norden des heutigen Indiens. Dort nutzte man erstmals Riemen und Seile, in welche der Reiter seine Füße steckte. Bei vielen Völkern wie den Chinesen oder Römern waren auch im Kampf zunächst keine Steigbügel vorhanden. Um das Jahr 300 nach Christus wurden auf Schriften aus dem China der Jin Dynastie erstmals Steigbügel beschrieben, welche den heutigen recht nahekommen. Die Entwicklung der Steigbügel aus Eisen spielte vermehrt eine Rolle, als die Reiter in Rüstungen auf das Pferd stiegen.

Der Sattel nimmt Form an

Die ersten Sättel waren einfache Lederfetzen, welche auf den Pferderücken gelegt wurden. Nach und nach fügte man Kissen hinzu und fixierte diese mit einer Art Ledergurt. Um diese Zeit wurden auch erstmals Schabracken genutzt, welche dazu beitrugen, dass zum einen das Gewand des Reiters vor dem Schweiß des Pferdes geschützt wurde, zum anderen aber auch der Sattel selbst, der meist sehr wertvoll war. Die Form des Sattels veränderte sich über die Jahrhunderte deutlich. Vor allem ging es darum, dem Reiter besseren Halt zu geben, den er aufgrund unterschiedlichster Rüstungen und Situationen, in die er im Gefecht gebracht wurde, benötigte. So entstand die U-Form des Sattels, die in jener Zeit sehr ausgeprägt war. Bald schon gab es vorne am Sattel eine Form von Sattelknauf. Der hintere Teil des Sattels war deutlich höher und erinnerte zu manchen Zeiten fast an eine Art „Lehne“.

Wie es mit dem Sattel weiterging, erfahren Sie in der aktuellen Mein Pferd- Ausgabe.