Text: Lara Wassermann     Foto:  www.slawik.com

Das richtige Gebiss zu finden ist für manche Reiter-Pferd-Paare eine lange, mühselige Aufgabe, die immer wieder zu Frus­trationen führt. Mal ist das Gebiss zu kurz, mal zu lang, dann hat es nicht die gewünschte Wirkung, und das Pferd läuft mit dem neuen, teuren Gebiss noch unzufriedener als zuvor. Die richtige Wahl zu treffen ist bei der ­riesigen Auswahl und den verschiedenen Formen und Materialien allerdings auch als schwer. Jedoch ist es besonders wichtig, dass sich das Pferd mit dem Gebiss wohlfühlt, da es ein wichtiger Bestandteil der Verbindung zwischen Pferd und Reiter ist. Das ­Gebiss kann allerdings weder Mängel im Sitz und der Einwirkung noch in der Ausbildung des Pferdes ausgleichen.

Das Gebiss muss den anatomischen Verhältnissen des Pferdes angepasst sein, was bedeutet, dass es den Platz, der zwischen Ober- und Unterkiefer ist, nicht überschreiten darf. Dieser Raum, in dem das Gebiss zum Liegen kommt, ist nur etwa 1,5 cm groß. Pferdemäuler und deren Platz für das Gebiss unterscheiden sich stark. Bei manchen Tieren kann man schon gut von außen einschätzen, ob das Platzvolumen groß oder klein ist. Hat das Pferd eine kurze Maul­spalte, kleine Lefzen mit wenig Fleisch und eine Zunge, die den kompletten Gebiss-Bereich ausfüllt, so wird schnell klar, dass nur sehr wenig Platz für ein Gebiss bleibt. In einem Maul eines Pferdes, welches nicht zu wenig und nicht zu viel Fleisch an den Lefzen hat und außerdem eine nicht zu dicke Zunge, liegt so gut wie jedes Gebiss in jeder Stärke gut.

Die richtige Gebissstärke

Die meisten Gebisse gibt es in 16 mm und 18 mm Stärke. Welche Stärke die richtige für das eigene Pferd ist, hängt davon ab, wie groß die Maulspalte ist. Gebisse werden in den meis­ten Fällen von außen nach innen schmaler. Ist das Gebiss zu dick für das jeweilige Maul, so entsteht an der Oberkieferlage und dem Gaumenbereich Druck, wie die Gebissexpertin Brigitte Lüdemann, die bei der Entwicklung von Gebissen bei Sprenger mitwirkt, bestätigt: „Früher ging man davon aus, dass ein dickes Gebiss weicher ist, da man damit auch eine breitere Auflagefläche hat. Doch wenn wenig Platz im Maul ist und ein zu dickes Gebiss gewählt wird, dann besteht die Gefahr, dass Druck auf den empfindlichen Gaumen ausgeübt wird. Dadurch können Druckstellen und Verletzungen entstehen, in jedem Fall ist das aber unangenehm für das Pferd. Dieses Problem tritt in der Praxis relativ häufig auf und kann zu Kopfschlagen, Aufsperren des Maules oder ,sich auf die Hand legen‘ führen.“ Eine Studie ergab, dass der Platz im Pferdemaul deutlich kleiner und flacher ist, als man bisher annahm, so die Expertin.

Um den Platz im Pferdemaul zu bestimmen, ist der Pferdezahnarzt die erste Wahl. ­Allerdings gibt es auch eine Möglichkeit, es selbst herauszufinden. Mit Hilfe des sogenannten „Zwei-Finger-Tests“ lässt sich herausfinden welche Gebissstärke für das eigene Pferd gewählt werden sollte. Hierzu legt man einfach die zusammengelegten Zeige- und Mittelfinger an die Stelle ins Pferdemaul an der das Gebiss eingelegt wird. „Ist der Abstand zwischen der oberen und unteren Lade gering, verspürt man Druck auf beiden Fingern. Die empfohlene Stärke liegt dann bei 14–16 mm.

Bei größerem Abstand zwischen oberer und unterer Lade verspürt man kaum Druck auf den Fingern und kann sie noch leicht nach oben bewegen. Die empfohlene Stärke liegt dann bei 16–18 mm“, erklärt Lüdemann.

Gebissweite

Die Länge des Gebisses wird grundsätzlich von Lochinnenmaß zu Lochinnenmaß ­gemessen, was bedeutet, dass man das Maßband am inneren Lochrand anlegt und auch nur bis zu diesem auf der anderen Seite misst. Bei einem zu langen Gebiss wird bei der Zügelannahme eine zu starke Winkelung des Gebisses herbeigeführt, wodurch Anlehnungsprobleme entstehen. Bei einem zu kurzen Gebiss und einem losen Ring wird die Haut am Maul eingeklemmt, was ebenfalls zu Schmerzen führt. Olivenkopfgebisse, D-Ring-Trensen und Schenkeltrensen, also alle Gebisse mit festen Seitenteilen, werden 1 bis 1,5 cm kleiner gewählt als Wassertrensen. Damit wird erzeugt, dass der seitliche, feste Steg direkt an der Lefze anliegt. Ringtrensen sollten in der Größe so gewählt werden, dass sie die Lefze nicht ­einklemmen und der Abstand zwischen Ringloch und Maulwinkel nicht größer als 0,5 cm pro Seite beträgt.

…in der Mein Pferd-Ausgabe 10/18 lesen Sie außerdem etwas über das richtige Material und die optimale Verschnallung des Gebiss.