Text: Kerstin Wackermann    Foto: equitaris.de/Dr.Tanja Becker

Eine feinere Anlehnung, bessere Versammlung und mehr Schwung, nur weil eine anatomische Trense Druck von besonders empfindlichen Stellen nimmt? Dass dies möglich ist, haben britische Wissenschaftler in einer Untersuchung herausgefunden.

In der Mitte des Genicks breiter, an den Seiten schmaler, das Backenstück gebogen – immer mehr Hersteller feilen an den Formen oder Führungen ihrer Trensenriemen, um die vielen empfindlichen Stellen am Kopf zu schonen. Eine sinnvolle Investition, wie eine britische Studie zeigt. Mit einer speziellen Trense, die die Forscher entwickelten, um vorher gemessene Druckpunkte zu entlasten, fühlten sich die Pferde der Studie so wohl, dass sie objektiv wie auch aus Reitersicht viel besser liefen.

Spitzenpferde als Tester

18 Warmblüter, fünf Spring- und 13 Dressurpferde Mit einer Druckmatte unter dem Genickstück sowie unter dem Nasenriemen wurde im Trab gemessen, wie stark ein herkömmlicher Zaum drückt. Ein Messgerät an den Zügeln ermittelte, wie gleichmäßig der Zügelkontakt war, und die Bewegungen des Pferdes wurden mittels Ganganalyse dokumentiert.

Viel Druck unter dem Genick

Die Höhe der gemessenen Druckwerte ließ die Forscher aufhorchen. Man nimmt an, dass Druck von mehr als 4,67 Kilopascal zu Hautschäden führt. Mehr als 30 Kilopascal Druck unter einem Sattel stehen in Verbindung mit Rückenschmerzen. Die in der Studie gemessenen Druckspitzen lagen höher als diese Werte. Manche herkömmlichen Trensen erreichten im Trab unter dem Genickstück Spitzenwerte von 46,54 kPa. Bei allen Pferden konnten Druckspitzen unter dem Genickstück am Ohransatz gemessen werden. Je nach Art der Trense befanden sich Druckpunkte an unterschiedlichen Genickstücken mit einer Weite von etwa sechs Zentimetern lagen die Druckspitzen am hinteren Ende des Genickstücks. Wurde das Reithalfter unter dem Genickstück geführt, war der Druck in der Mitte des Genicks am höchsten. Vor allem rundgenähte Trensen erreichten hier Rekordwerte. Wird das Reithalfter über dem Genickstück geführt, hat es einen größeren Spielraum, was zu einem Spitzendruck am hinteren Teil der Ohren oder am Atlas, dem ersten Halswirbel, führt. Überraschend waren die Ergebnisse an der Stelle des Genickstücks, an der der Stirnriemen ansetzt. Dort wurde sehr hoher Druck gemessen – selbst dann, wenn der Stirnriemen entfernt und auch keine Einwirkung vom Reiter gemessen wurde.

Erstaunlich hoher Druck unter dem Nasenriemen

Eine zweite Überraschung erlebten die Forscher bei den Messungen unter dem Nasenriemen – sie dachten zunächst sogar, ihre Messmatte sei kaputt. Seitlich vom Nasenbein konnten sie bei einem englischen Reithalfter Druckwerte messen, die viermal höher waren als die Werte, die man üblicherweise unter einem Sattel misst. Bis zu 53,3 kPa wurden festgehalten. Das schädigt nicht nur die Haut. Ein zu hoch verschnallter Nasenriemen eines englischen Reithalfters drückt zudem auf Arterien, die an den Backenknochen liegen. Den höchsten Druck löste ein kombiniertes Reithalfter aus, das auch die Bewegungen des Pferdes am stärksten einschränkte. Getoppt wurden diese Ergebnisse nur, wenn der Sperrriemen den Nasenriemen herunterzog. Was für die Forscher ebenfalls überraschend war und sicherlich noch viel diskutiert werden wird: Unter einem schwedischen Reithalfter wurde weniger Druck gemessen als unter einem englischen Reithalfter. Grund dafür ist aus Sicht der Tester, dass am schwedischen Reithalfter zwei Ringe an den Seiten des Nasenriemens sitzen, die Maulbewegungen des Pferdes zulassen. Die besten Ergebnisse in dieser Studie erzielten das hannoversche und mexikanische Reithalfter.

…den kompletten Artikel – inklusive Übersicht zu aktuell erhältlichen anatomischen Trensen – finden Sie in der Juni-Ausgabe.