Text: Aline Müller    Foto: www.Slawik.com

Sie geben sich alle Mühe, mit feinen Hilfen zu reiten, aber Ihr Pferd tritt einfach nicht prompt an, lässt sich nicht seitwärtsweisen oder reagiert heftig auf Schenkeldruck? So können Sie die Reaktion auf bestimmte Hilfen erarbeiten, verbessern und wiederherstellen.

 

Das Pferd tritt nicht prompt an

Sie wollen anreiten, antraben oder angaloppieren, und Ihr Pferd scheint die Hilfen zu ignorieren? Die Vorwärtsbewegung bleibt aus, stattdessen verharrt der Vierbeiner im Stand, nimmt sich im Tempo zurück, verspannt sich oder reagiert mit Abwehr? Nun könnten Sie denken, Ihr Pferd sei stur oder faul, doch im Prinzip reagiert es nur so auf die Reiterhilfe, wie es glaubt, darauf reagieren zu sollen. Strafe oder der übermäßige Einsatz von Gerte und Sporen sind definitiv der falsche Weg. Vielmehr müssen Sie sich als Reiter auf Ursachenforschung begeben und hinterfragen, warum Ihr Pferd nicht wie gewünscht reagiert. Sie wollen das Seitwärts einleiten, aber Ihr Pferd reagiert einfach nicht auf den seitwärtstreibenden Schenkel? Möglicherweise weicht es aber auch über die äußere Schulter aus, schmeißt die Hinterhand regelrecht herum, rennt davon oder bewegt sich im Seitwärts nur noch träge vorwärts. Wie bei allen Lektionen gilt es, die Ursache für das Problem zu finden und die eigene Hilfengebung genau zu analysieren. Ist die Einwirkung für das Pferd nicht eindeutig, dann kann es auch nicht wie vom Reiter erwartet reagieren. Eine falsche Schenkellage, aber auch das fehlende Aussetzen der Einwirkung gehören zu den häufigsten Fehlern in Bezug auf die Seitengänge.

 

Mögliche Fehler:

• Sie versuchen, zum Anreiten eine Gewichtshilfe mit einzusetzen: Im Grunde ist das nicht verkehrt, doch leider neigen manche Reiter dazu, das Pferd regelrecht anschieben zu wollen. Sie bewegen die Hüfte vor und zurück mit der Idee, das Pferd so ins Vorwärts bringen zu können. Wenn jetzt noch der Druck am Schenkel hinzukommt, ist die Verwirrung groß. Das Pferd kommt aus der Balance, und ihm fehlt der klare, eindeutige Impuls.

• Sie haben im falschen Moment nachgegeben: Nachgeben ist keine treibende Hilfe. Das Pferd wird also nicht aufgefordert, sich vorwärtszubewegen. Nachgeben ist eine Rückmeldung für das Pferd und verstärkt das vorher gezeigte Verhalten, in diesem Fall das Verharren. Sie dürfen beim Anreiten also nicht zuerst nachgeben und dann die treibende Hilfe einsetzen. Sonst kann es sein, dass Ihr Pferd verunsichert und zögerlich reagiert. Je häufiger Sie das Zögern zulassen, desto mehr verstärkt sich der unerwünschte Lernerfolg, und Ihr Pferd wird immer stärker auseinanderfallen.

 

Die Lösung des Problems

• Wenn es darum geht, das Pferd ins Vorwärts zu bringen, stehen die treibenden Hilfen immer im Vordergrund. Über sie wird der Vorwärtsimpuls gegeben. Bedenken Sie, dass der Motor des Pferdes hinten ist. Die Hinterbeine bewegen die restliche Körpermasse nach vorne oder bei Bedarf auch aufwärts.

• Der Kontakt am Zügel gibt dem Pferd den Rahmen vor, und Sie treiben sozusagen nach vorne in die leichte Zügelverbindung hinein.

• In dem Moment, in dem das Pferd die gewünschte Vorwärtsbewegung zeigt, erfolgt das Nachgeben. Dadurch erhält es die Rückmeldung, alles richtig gemacht zu haben, und gleichzeitig den nötigen Raum, um den Schritt, Tritt oder Sprung auszuführen.

…den kompletten Artikel finden Sie in der Juni-Ausgabe.

 

BUCHTIPP

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