Text: Alexandra Koch     Foto: Daniel Elke

Gerade im Winter spüren viele Menschen häufig Verspannungen, wenn sie auf den Pferderücken steigen. Und auch im Home-Office-Alltag machen Rücken und Co. sich gelegentlich schmerzhaft bemerkbar. Gemeinsam mit der Sport- und Bewegungswissenschaftlerin Corinna Nerz gehen wir der Problematik auf den Grund und suchen nach Lösungen

Aus dem Beschriebenen sollte jeder Reiter schließen, dass er, wenn er nach einem stressigen Tag aufs Pferd steigen möchte, dafür sorgen muss, dass die eigene Muskulatur möglichst locker und entspannt ist. „Bei einer verspannten Muskulatur kommt es häufig zu einem eingeschränkten Blutfluss im Muskel und die Muskelzellen werden nicht mehr richtig versorgt. In der Folge entstehen Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Fehlhaltungen“, erläutert Corinna Nerz.

Die Lockerheit beim Reiten kann auch verschwinden, wenn man sich zwingt, in jeder Situation das Äußerste aus sich herauszuholen. Die Ermüdung der Muskulatur ist jedoch ein ganz normaler Prozess, der an einem Tag früher, an einem anderen später eintreten kann. Die Therapeutin erklärt, dass es wichtig ist, auf den Körper zu hören. Gerade beim Sport – in diesem Fall auf dem Pferderücken – bemerkt man bei genauer Beobachtung schnell die Anzeichen. Ein Reiter etwa kann unruhiger sitzen oder die Schultern nach oben ziehen. „Wenn man bei derartigen Anzeichen keine Pause einlegt und es im Sattel ruhiger angehen lässt oder mit dem Reiten für diesen Tag aufhört, läuft man Gefahr, dass die Problematik ‚Verkrampfter Reiter – verkrampftes Pferd‘ auftritt. Wenn man bereits gestresst im Stall ankommt, ist auch mal weniger definitiv mehr. Es ist dann viel besser, daran zu arbeiten, die Muskeln zu entspannen und die Gelenke zu mobilisieren, als den Körper zu sportlichen Höchstleistungen zwingen zu wollen.“
Allerdings gelingt es durch die Steigerung der eigenen Kraftausdauer, die Ermüdung des Körpers hinauszuzögern. So sind die Muskeln länger in der Lage, Belastungen durch das Reiten standzuhalten.

Vorbeugen ist besser als 
Nacharbeiten



Sinnvoll ist laut unserer Expertin für jeden Reiter eine ausgewogene Kombination aus Stabilisations-, Lockerungs- und Mobilisationsübungen. „Sportliche Übungen, die die Muskulatur stärken und somit Verspannungen vorbeugen können und gleichzeitig durch die Hormonausschüttung beim Sport das Wohlbefinden verbessern und die Stresstoleranz erhöhen, sind bestens geeignet“, empfiehlt sie.

Bei der Arbeit und auch im Home-Office sollte man Pausen aktiv nutzen. Aufstehen, kurz spazieren gehen in der Mittagspause oder lange Sitzphasen unterbrechen beziehungsweise unterschiedliche Sitzpositionen einnehmen kann Blockaden effektiv vorbeugen. „Beispielsweise kann man sich auch mal auf einen Gymnastikball setzen und das Becken während der Arbeit nach vorne und hinten kippen und nicht starr in einer Position auf dem Stuhl verharren. Dazu gibt es eine ganze Reihe von guten Übungen, von denen ich auch einige genauer im Buch anspreche“, sagt Corinna Nerz. 
Ein sehr wichtiger Punkt zur Vorbeugung ist auch die Schulung der eigenen Körperwahrnehmung, um Fehlhaltungen oder Überbelastungen selbst zu erspüren und dadurch in der Lage zu sein, diese zu vermeiden. „Nur wer selber spürt, dass er eine fehlerhafte Haltung einnimmt, kann sich mehrfach am Tag daran erinnern, diese zu korrigieren“, betont die Therapeutin.

Aufwärmen nicht vergessen



Das Aufwärmen vor dem Reiten ist eine sinnvolle Vorgehensweise, gerade wenn im Winter die Muskulatur kalt ist. Zum Aufwärmen eignen sich besonders Übungen zur Lockerung und Mobilisation. „Durch das Aufwärmen werden wir leistungsfähiger, senken das Verletzungsrisiko. Eine vermehrte Produktion der Gelenkschmiere schützt die Gelenke, und durch die Erhöhung der Körpertemperatur kann die Muskulatur ‚geschmeidiger‘ arbeiten“, erläutert Corinna Nerz die vielfältigen Vorteile.

den ganzen Artikel finden Sie in der aktuellen Mein Pferd-Ausgabe.