Text: Aline Müller     Foto: www.Slawik.com

Ohne Muckis geht es nicht. Wer sein Pferd lange gesund und leistungsbereit erhalten möchte, muss sich mit dem Thema Muskelaufbau auseinandersetzen. Dabei spielt auch der Wechsel zwischen An- und Entspannung eine wichtige Rolle. So werden Sie zum persönlichen Fitness-Coach Ihres Vierbeiners.

Von Natur aus sind Pferde keine Lastenträger. Wenn wir uns in den Sattel setzen, müssen wir uns bewusst machen, dass komplexe Abläufe im Pferdekörper nötig sind, um das zusätzliche Reitergewicht zu tragen. Dazu ist ein gewisses Maß an Kraft Voraussetzung. Kraft kann genau wie Ausdauer trainiert werden. Um das Training richtig zu gestalten und den Muskelaufbau zu unterstützen, sollten Sie wissen, wie die Muskeln beziehungsweise die Muskelketten zusammenarbeiten und was diese benötigen, um bestmöglich zu funktionieren. Die Muskulatur macht etwa 40 Prozent des gesamten Körpergewichts des Pferdes aus. Der größte Teil davon entfällt auf die Hinterhand. Jedoch ist die Muskelmasse nicht statisch. Sie wird vielmehr ständig durch diverse Faktoren wie Training, Fütterung, Haltung und Gesundheitszustand beeinflusst.

Kleine Muskelkunde

Werfen wir einen Blick auf die Anatomie und Biomechanik des Pferdes: „Jeder Muskel besteht aus einer großen Anzahl von Faserbündeln aus Muskelzellen und hat einen Muskelbauch aus gebündelten Muskelfasern“, erklärt die Physiotherapeutin Katrin Obst in ihrem Buch „Fitnessstudio für mein Pferd“. Dabei geht sie noch weiter in die Tiefe: „Jede einzelne Faser sowie auch der Muskelbauch als Faserbündel ist noch einmal von einer Faszie umgeben.“ Damit die Muskeln optimal am Knochen ansetzen können, sind Ansatz und Ursprung sehnig und verjüngen sich. Das gibt einen ersten Hinweis, warum auch Sehnen, Bänder und Faszien hinsichtlich des Muskelaufbaus eine Rolle spielen. Der Knochen wird sozusagen durch die Verkürzung des Muskelbauches bewegt. Zudem unterstützen und entlasten Muskeln die Gelenke. Die quergestreifte Muskulatur (Skelettmuskulatur) wird auch Bewegungsmuskulatur genannt. Denken Sie dazu an Ihren Bizeps: Sie können die Arbeit der Muskulatur zwar willentlich steuern, indem Sie den Bizeps bewusst anspannen. Allerdings kann auch ein Reflex zu einer Muskelkontraktion führen, beispielsweise wenn Sie sich erschrecken. „Zu den Aufgaben der Skelettmuskulatur gehören neben der Fortbewegung auch Mimik, Wärmeregulierung, Schutz der inneren Organe und Stoßdämpfung“, sagt unsere Expertin. Da wir die Skelettmuskulatur trainieren können, ist sie für uns Reiter besonders interessant.

Effiziente Gruppenarbeit

Der Körper ist ein komplexes Wunderwerk, das gilt auch für unsere Vierbeiner. „An einer Bewegung, wie zum Beispiel dem Anheben des Vorderbeins, sind mehrere Muskeln gleichzeitig beteiligt“, erklärt Katrin Obst. Dabei arbeiten einzelne Muskelbereiche gemeinsam in Muskelgruppen. Jeder Muskel hat einen Gegenspieler, der Antagonist genannt wird. Der Agonist (Spieler) führt eine Bewegung aus, und der Antagonist führt diese Bewegung in die Gegenrichtung aus. „Beide sind im Körper wichtige Partner, die immer voneinander abhängig sind“, betont unsere Expertin und fügt hinzu: „Ihre Wirkung ist gegensätzlich, der eine spannt an, der andere dehnt.“ Nehmen wir noch einmal das Beispiel Bizeps: Der Agonist (Bizeps beziehungsweise Unterarmbeuger) zieht sich zusammen und beugt damit das Gelenk zwischen zwei Knochen. Der Trizeps (Antagonist beziehungsweise Unterarmstrecker) verhindert durch eine dosierte Gegenspannung, dass das Gelenk zu stark gebeugt und damit instabil wird. In der Bewegung arbeiten die Muskeln dynamisch. Ein großer Fehler beim Thema Muskelaufbau ist, einzelne Muskelgruppen zu stärken und andere dabei zu vernachlässigen: Wenn die einzelnen Glieder einer Muskelfunktionskette unterschiedlich stark sind, wird das schwächste Glied der Kette überlastet. Der Organismus reagiert auf das Ungleichgewicht mit koordinativen Notfallprogrammen. Die Folge können nicht nur Muskelverspannungen, sondern langfristig auch gefährliche Überlastungssymptome sein.

….den kompletten Artikel finden Sie in der Juli-Ausgabe.