Text: Inga Dora Meyer            Foto: Yuri Arcurs/Getty Images

Gut drauf, angespannt oder verärgert? Nur wer genau hinschaut und richtig zuhört, wird erkennen, was das Pferd ausdrücken will. Vom Sattel aus ist seine Körpersprache aber nur sehr eingeschränkt für Reiter lesbar. Worauf Sie dennoch achten können, um das Pferdeverhalten richtig zu deuten, erläutert Pferdepsychologin und Kommunikationstrainerin Myriam Richter.

Pferde teilen sich ihrem Gegenüber hauptsächlich über die Körpersprache mit. Jeder, der seinen Vierbeiner richtig einschätzen möchte und auch von ihm verstanden werden will, sollte sich daher mit seiner Art zu kommunizieren beschäftigen. Am Boden lassen sich Mimik, Gestik, Körperspannung, Haltung und Bewegung gut erkennen. Doch im Sattel sieht die Welt anders aus. Hier ist nur noch ein Bruchteil des Pferdekörpers sichtbar. Jetzt kommt es auf die Details an, um das Pferd weiterhin „lesen“ zu können.

„Während des Reitens sollte der Reiter besonders auf die Ohren, den Kopf und das Maul, den Hals, die Atmung, den Schweif und die Körperspannung des Pferdes achten, um herauszufinden, ob es entspannt oder angespannt ist, sich unwohl fühlt oder vielleicht Schmerzen hat. Außerdem kann der Reiter versuchen zu erspüren, wie sich der Rücken des Pferdes anfühlt und wie das Pferd seine Bewegungen ausführt“, sagt ­Myriam Richter, Pferdepsychologin und Kommunikationstrainerin aus dem schleswig-holsteinischen Sülfeld. Auf den folgenden Seiten gibt die Expertin hilfreiche Tipps, damit die Kommunikation zwischen Mensch und Vierbeiner auch aus dieser ­Perspektive problemlos gelingt.

Kopfposition analysieren

Bei der Kopfhaltung gilt der Grundsatz: Je höher das Pferd seinen Kopf trägt, desto angespannter und aufgeregter ist es. Häufig ist dieses Verhalten bei unerwarteten Geräuschen oder Bewegungen in der Umgebung zu beobachten. „Dabei kann das Pferd äußerlich sehr ruhig wirken, hat sich aber in Wirklichkeit in sich zurückgezogen und steht enorm unter Spannung. Wird das nicht erkannt oder übergangen und das Pferd weiter geritten (womöglich näher an das furchteinflößende Objekt heran), kann es passieren, dass sich die inneren Spannungen durch Wegrennen, Steigen, Bocken usw. entladen“, warnt die Pferdepsychologin. Sinkt der Kopf des Pferdes aber in Richtung Boden und wird etwa auf Höhe des Buggelenks getragen, ist das ein Zeichen für Entspannung. Hält es seinen Kopf schief und befinden sich seine Ohren nicht auf gleicher Höhe, spricht man vom Verwerfen im Genick, das umso stärker auftritt, je enger der Hals durch die Hand gemacht wird. Tritt dies wiederholt ohne Einwirkung des Reiters auf, sollte ein Physiotherapeut oder ähnlicher Experte zu Rate gezogen werden. Vielleicht sind Strukturen im Genick eingeengt und schmerzen.

… in der aktuellen Mein Pferd-Ausgabe lesen Sie, wie Sie die Körpersignale Ihres Pferdes – beispielsweise das Ohrenspiel, die Atmung und die Schweifhaltung – richtig deuten.