Text: Inga Dora Schwarzer     Foto: Getty Images

Die innere Einstellung des Reiters spiegelt sich im Umgang mit dem Pferd und im Reiten wider. Dabei lässt unsere Körpersprache jeden Gedanken für die Tiere sichtbar werden. Warum Pferde sich nicht von uns belügen lassen und wie Sie Missverständnisse vermeiden, weiß Tanja Rühter

Wie die Antwort des Tieres auf die Diskrepanz zwischen Gesagtem und Gefühltem ausfällt, ist u. a. abhängig vom Pferdetyp, dem Rang in der Herde und gemachten Erfahrungen. „Entweder verfällt es in Ängstlichkeit und ständige Fluchtgedanken oder in ‚Duckmäuserei‘ (oft bei Schulpferden). Ein starker Herdenchef reagiert vielleicht sogar empört über das ‚freche Bestimmen‘ der ahnungslosen und nicht aufpassenden Person. In der Herde würde er es überhaupt nicht für nötig halten, auf das Verhalten eines solch inkompetenten Artgenossen zu reagieren. Bei mehrmaligen Anfragen, beispielsweise nach dem Futterplatz direkt neben ihm, würde er ihm mittels Körpersprache, unter anderem durch angespannte Körperpräsenz, Ohrenanlegen, Hinterbeinheben, deutlich machen, dass er da nichts zu suchen hat. Der Herdenchef besitzt nun einmal die höhere Kompetenz“, erklärt die Ausbilderin. Ein ähnliches Verhalten kann das Pferd auch in der Kommunikation mit dem Reiter an den Tag legen. Dann ist der Vierbeiner der Agierende, der Mensch der Reagierende. Doch es sollte andersherum sein.

„Wie wir mit Anfragen des Pferdes umgehen, wie und wann wir sie bemerken und wie wir sie beantworten, zeigt unsere Führungskompetenz“, sagt sie. Das Problem? „Manchmal ist es uns gänzlich unbewusst, was wir tatsächlich machen und wie wir handeln. Da haben sich eventuell schon viele Muster über die Jahre etabliert, die für einen harmonischeren Umgang mit dem Pferd zu überdenken sind“, so Rühter. Sie können Ihre Gedanken aber jederzeit in andere Bahnen lenken. Frei nach dem Motto des französischen Schriftstellers, Malers und Grafikers Francis Picabia (1879–1953): „Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann.“ Ihr Pferd wird es Ihnen danken.

Klarheit im Gedankenkarussell

Tipp 1: Nehmen Sie Ihre Gedanken in Körper und Geist wahr, konzentrieren Sie sich dann auf das Umwandeln dieser Gedanken und auf das Handeln, um die neuen Erfahrungen abzuspeichern und einen Automatisierungsprozess zu erreichen. „So lässt sich eine neue, innere Haltung dauerhaft einnehmen“, sagt Tanja Rühter.

Tipp 2: Gehen Sie konkrete Situationen mit dem Pferd gedanklich durch (vom ersten Kontakt über das Putzen, Führen und Reiten bis hin zu Gegebenheiten, die negative Gedanken und Gefühle bei Ihnen auslösen). „Wann spiegeln sich meine Gedanken in meinem Körper wider? Wann wird er fest? Wie kann ich ihn wieder entspannen? In welchen Momenten überträgt sich meine Anspannung auf das Pferd? Wie reagiert es dann?“, zählt die Ausbilderin einige Fragen auf, die sich Reiter stellen können, um sich Klarheit über angstauslösende Situationen oder Missverständnisse zu verschaffen.

Weitere Tipps finden Sie in unserer aktuellen Ausgabe.