Text: Inga Dora Schwarzer     Foto: Maresa Mader

Wer Pause macht, tankt Kraft für die nächste Aufgabe. Das gilt nicht nur für uns Menschen, sondern auch für die Pferde. Eine gezielte Regeneration fördert Gesundheit und Motivation. Körper und Geist können sich erholen, und das Gelernte kann verarbeitet werden.

Doch so weit sollte es der Reiter gar nicht kommen lassen. Er muss spüren, wann die Kräfte seines Sportpartners schwinden. Entzieht sich das Pferd der geforderten Haltung? Legt es sich vermehrt auf den Zügel oder verkriecht es sich dahinter? Verliert es an Schwung und Geschmeidigkeit? Werden seine Schritte kürzer? Gelingen Lektionen schlechter als besser? Dann ist es allerspätestens Zeit für eine Pause, um gesundheitlichen Schäden vorzubeugen.

„In den Köpfen vieler Freizeit- und Turnierreiter in den unteren Klassen ist das Thema Trainingsplanung aber überhaupt nicht präsent. Auch in der herkömmlichen Trainerausbildung wurde es unseres Erachtens zu wenig und vor allem nicht konkret genug thematisiert. Deswegen lehren wir in unserer Trainerausbildung explizit und praxisnah, wie man einen Trainingsplan erstellt und nach welchen Kriterien man entscheidet, was, wann und wie oft man mit seinem Pferd reiten sollte“, sagt Katharina Möller, FN-Trainerin A aus dem thüringischen Dielsdorf, die gemeinsam mit Claudia Weingand das Trainingskonzept „OsteoDressage“ entwickelt hat, das auf einer Kombination aus osteopathischer Befundung und Behandlung, Beritt, Unterricht und Trainingstherapie nach einem konkreten Trainingsplan beruht.
Generell gilt: Der individuelle Trainingszustand des Vierbeiners gibt die Art, Häufigkeit und Dauer der Entspannung vor. Das heißt, es gibt kein Pauschalrezept für alle Pferde. „Ein frischer Galopp im leichten Sitz kann nach der Arbeit im versammelten Galopp eine Pause und für wenig trainierte Pferde eine massiv anstrengende Arbeit bedeuten“, gibt Weingand zu bedenken. Zudem sind Pausen, wie z.B. das Zügel-aus-der-Hand-kauen-Lassen, das Beenden einer Lektion, in Dehnungshaltung geradeaus traben (ideal für Kopf und Körper) oder im Gelände absitzen und ein Stück führen (für den Körper), immer abhängig von der körperlichen und mentalen Belastung.

Individuelle Erholungsmomente


Katharina Möller setzt daher verschiedenartige Pausen als Erholungsmomente für verschiedene Leistungen ein. „Bei einem neu erlernten Bewegungsablauf, z.B. nach dem ersten Mal Übertreten, ist eine Pause im Stehen mit ausgiebigem Kraulen zur mentalen Verarbeitung ideal“, sagt sie. Zur körperlichen Regeneration nach einer koordinativ anstrengenden und versammelnden Arbeit (z.B. einer Trab-Traversale) rät sie dazu, in der jeweiligen Grundgangart zu bleiben, aber ins Arbeitstempo und in die Dehnungshaltung zu wechseln sowie die Zügel aus der Hand kauen zu lassen und eine Runde im Entlastungssitz oder im Leichttraben ganze Bahn zu reiten.

Benötigt das Pferd eine muskuläre Erholung (z.B. nach einer kräftezehrenden Galopp-Reprise), können Sie es zum Schritt oder sogar in den Stand durchparieren und die Zügel hingeben. „So kann das Pferd seinen wichtigsten Kniegelenksstrecker, der im Dreitakt besonders stark beansprucht wird, ideal entspannen, um danach für einen erneuten Galopp wieder einsatzfähig zu sein“, erklärt die Ausbilderin.
Wichtig ist aber, die Entspannungsphasen nicht zu übertreiben. Die meisten Freizeitpferde benötigten viel weniger Pausen (z.B. im Schritt), als ihre Besitzer vermuten, sagt Weingand. Zu viele Pausen können Pferde außerdem kribbelig und unkonzentriert werden lassen, weil sie ständig ihren Bewegungsfluss unterbrechen müssen. „Trabarbeit, z.B. an der Longe oder im Gelände, ist vergleichbar mit Joggen. Da hat das Pferd sogar die Chance, eine anfängliche Aufregung allmählich durch das Laufen zu lösen und den Kopf frei zu bekommen. Uns Menschen hilft das ja auch“, sagt Weingand. Bei anstrengenden Lektionen jedoch seien häufige Pausen völlig gerechtfertigt.
Ob die Entspannungseinheit richtig gewählt war, erkennen Reiter daran, dass die Herzfrequenz des Pferdes sinkt (hier wäre eine Pulsmessung ideal). Vielleicht kommt das Pferd auch aus dem anaeroben Bereich zurück in den aeroben. „Es kann durchschnaufen und zeigt Anzeichen von Losgelassenheit wie z.B. Abschnauben, pendelnder Schweif, harmonisches An- und Abspannen der Muskelketten“, zählt die Pferdeosteopathin auf. Probieren Sie aus, welche Art von Regeneration sich für Ihr Pferd nach welcher Belastung am besten eignet.

den kompletten Artikel finden Sie in der November-Ausgabe.