Text: Aline Müller    Foto: www.Slawik.com

Vom freien Galoppieren durch die Natur bis hin zu versammelten Sprüngen im Viereck – der Galopp ist eine faszinierende Gangart in der Sie Ihr Pferd lösen, gymnastizieren und kräftigen können. Neben der Auswahl der richtigen Übungen kommt es dabei auch auf den Sitz und die Einwirkung des Reiters an.

Erinnern Sie sich noch an Ihre ersten Galoppsprünge im Sattel? Womöglich auf einem Schulpferd an der Longe? Anfangs ist es für die meisten Reiter ein ungewohntes Gefühl, wenn sich das Pferd im Dreitakt und in einem mehr oder weniger schnellen Tempo bewegt. Im Laufe der reiterlichen Ausbildung ist „oben bleiben“ nicht mehr die oberste Devise. Dennoch braucht die Entwicklung eines geschmeidigen Sitzes und einer unabhängigen Einwirkung Zeit. Ebenso müssen Pferde lernen, sich im Galopp auszubalancieren und Last mit der Hinterhand aufzunehmen. Die systematisch aufgebaute Galopparbeit kann vielseitig gestaltet und genutzt werden. Einblicke in die Biomechanik von Pferd und Reiter helfen, ein Verständnis für den Trainingsaufbau und die Trainingsmöglichkeiten zu entwickeln. Wundern Sie sich also nicht, warum scheinbar einfache Themen wie Fußfolge oder Hilfengebung im Galopp erläutert werden. Oder können Sie in diesem Moment, ohne lange zu überlegen, beides genau erklären? Also beginnen wir mit den Grundlagen.

Drei Takte und einmal schweben

Jeder einzelne Galoppsprung vollzieht sich in drei Takten. Auf hartem Boden sind diese sogar hörbar. Im Rechtsgalopp sieht das Ganze folgendermaßen aus: Zuerst fußt das linke Hinterbein ab, anschließend das rechte Hinter- und das linke Vorderbein zusammen, gefolgt vom rechten Vorderbein. Zusätzlich besteht der Galopp aus sechs Phasen, in denen sich das Pferd mit einem, zwei, drei oder aber keinem Bein abstützt. Befinden sich alle vier Beine in der Luft, spricht man von einer Schwebephase. Unabhängig von der Phase des Galoppsprungs trägt das jeweilige Stützbein (hinten, vorne oder diagonales Stützbeinpaar) in einem korrekten Galopp immer dasselbe Gewicht. Zudem bleibt die Fußfolge in jedem Tempo gleich. Unterschieden wird zwischen vier Tempi: Arbeitsgalopp, Mittelgalopp, starker Galopp und versammelter Galopp. Während der Arbeitsgalopp geregelt, fleißig und schwungvoll ist, werden im Mittelgalopp raumgreifendere Sprünge mit entsprechender Rahmenerweiterung gefordert. Der größtmögliche Bodengewinn bei entsprechender Rahmenerweiterung wird im starken Galopp erzielt, wobei der Galoppsprung gegenüber dem Mittelgalopp nicht eiliger werden soll. In der Versammlung nimmt die Hinterhand vermehrt Last auf, ohne an Fleiß zu verlieren. So wird der Galoppsprung erhabener und der Bodengewinn geringer. Der versammelte Galopp muss systematisch erritten werden und fordert vom Ausbilder Erfahrung, Technik, Geduld und Geschick. Ein Pferd bis dahin zu fördern ist gleichzeitig auch eine faszinierende Aufgabe.

Diagonal oder einseitig?

Ob die Hilfen zum Angaloppieren diagonal oder einseitig gegeben werden sollten und welche Rolle dabei der innere oder äußere Zügel beziehungsweise Schenkel spielt, wird je nach Reitlehre rege diskutiert. Unabhängig davon ist es generell wichtig, die innere Hälfte des Pferdes leicht und frei zu machen. Die Art der Einwirkung ist dabei auch eine Frage von Takt und Timing. Grundsätzlich wird die Hilfengebung zum Angaloppieren folgendermaßen beschrieben: Die äußere Schulter des Pferdes wird mit dem äußeren Zügel sozusagen gestützt und die innere Schulter frei gemacht. Mit dem inneren Zügel hält der Reiter die Stellung. Dabei belastet er beide Gesäßknochen gleichmäßig, wobei er etwas mehr Gewicht in den äußeren Steigbügel bringt. Der äußere Schenkel, der eine Linie mit Schulter, Gesäß und Absatz bildet, wird ein Stück zurückgelegt. Dabei reagiert jedes Pferd unterschiedlich sensibel auf Schenkelhilfen. Einige Stuten sind in der Rosse besonders empfindlich und mögen es nicht, wenn das Bein des Reiter zu weit zurückgelegt wird. Der innere Schenkel liegt am Gurt und treibt sozusagen ab dem Angaloppieren den Galoppsprung heraus. Lassen Sie sich Zeit, um herauszufinden, wie Sie am besten mit Ihrem Pferd kommunizieren können, ohne negative Spannungen zu erzeugen.

...den gesamten Artikel – inklusive einiger Übungen zum Nachmachen – lesen Sie in der November-Ausgabe der Mein Pferd.

Buchtipp

Das Buch „Feines Reiten in der Praxis – Der Weg zu mehr Mühelosigkeit im Sattel“ von Uta Gräf und Friederike Heidenhof erklärt, wie mehr Harmonie und Leichtigkeit im Sattel gelingt. „Kaffee trinken in der Pirouette“ heißt dazu das – nicht ganz ernst gemeinte – Motto von Uta Gräf. Es bedeutet für sie, sich viel Mühe zu geben, um langfristig mit weniger Aufwand reiten und das Pferd in Harmonie unter sich arbeiten lassen zu können. Ihre Pferde nicht zu entmündigen, sondern sie im Gegenteil im Selbstvertrauen zu bestärken und sie zu mutigen Sportpartnern zu machen, ist ein wichtiger Baustein für Uta Gräfs sportliche Erfolge. Ein Lesevergnügen, das in gewohnt heiterer Art mühelos zu lesen ist und dabei eine Menge nützlicher Tipps für die tägliche Reitpraxis bereithält. Das Buch ist im FN-Verlag erschienen und hier für 24,90 Euro erhältlich.