Text: Aline Müller                Foto: Trio Bildarchiv/ Kim Kaerger

Jede Veränderung beginnt bei uns selbst. Wenn wir unsere eigene Haltung und Herangehensweise ändern, wird sich das auch auf die Beziehung zu unserem Pferd auswirken. Mit diesen sieben Lektionen nähern Sie sich Ihrem Pferd aus einem neuen Blickwinkel. Das führt zu mehr Gelassenheit, Freude und Zufriedenheit beim Reiten

Das Training mit unserem Pferd beginnt nicht erst, wenn wir den Fuß in den Bügel stellen und aufsitzen. Bereits vorher gibt es unzählige kleine Momente, die für die Beziehung zwischen Mensch und Pferd wichtig sind. Die das Miteinander prägen und die Kommunikation sowie das gegenseitige Verständnis beeinflussen. Schon wenn Sie auf die Box Ihres Pferdes zugehen, tun Sie das in einer bestimmten Stimmung und mit einer gewissen Körperhaltung. Vielleicht sind Sie mit dem Kopf noch irgendwo im Alltag oder sogar mit einem Konflikt beschäftigt. Nicht selten läuft die Situation dann folgendermaßen ab: Wir nehmen das Halfter, das an der Box hängt, öffnen die Tür, gehen direkt auf unser Pferd zu, ziehen ihm das Halfter an und führen es aus der Box. Es folgen Putzen, Satteln, Trensen und dann geht es schon los zum Training. Diese fast schon automatisierten Abläufe führen dazu, dass wir kaum noch wahrnehmen, was im Moment passiert.

Wie fühlen Sie sich (körperlich und psychisch), wenn Sie auf die Box Ihres Pferdes zugehen? Wie begegnen Sie Ihrem Pferd und wie ist es Ihnen gegenüber gestimmt? Geht es auf Sie zu oder weicht es Ihnen aus? Folgt es Ihnen willig aus der Box? Steht es entspannt am Putzplatz oder wirkt es unruhig? Nimmt es das Gebiss gerne ins Maul? Um diese Fragen wirklich beantworten zu können, ist ein achtsamer Umgang wichtig. Und genau diese Achtsamkeit können Sie mit einfachen Übungen schulen. „Die Praxis der Achtsamkeit lädt ein, zu üben, uns nicht von unseren Gedanken und Gefühlen mitziehen zu lassen. So können sie uns weniger beherrschen“, beschreibt Antonia Schwarzkopf in ihrem Buch „Mindful Rinding“. Wir erlangen die Kontrolle über unseren Geist und unseren Körper zurück – denn ob wir es wollen oder nicht, beide gehören zusammen. Wir beschreiben die sieben Lektionen hin zu einem achtsamen Reiten.

Lektion 1: Gegenwärtigkeit

Während wir unter Zeitdruck und regelrecht im Autopilot-Modus durch den Stall steuern, nimmt unser Pferd ganz genau wahr, in welcher Stimmung wir sind, wie unsere Körperhaltung und -spannung ist. Menschen fällt es in der Regel schwer, im Moment zu sein. Zu sehr sind wir es gewohnt, dass Stress unser Leben beherrscht und wir am besten immer zehn Schritte vorausdenken. Die Zukunft erscheint in so vielen Bereichen wichtiger als die Gegenwart. Das gilt allerdings nicht für den Umgang mit Tieren. Wir verlangen von unserem Pferd die volle Aufmerksamkeit, doch wie viel von unserer eigenen schenken wir ihm eigentlich? „Bevor Sie Ihr Pferd anbinden, binden Sie zunächst Ihren unruhigen Geist an! Sie verankern ihn, indem Sie Ihre Gedanken und Gefühle immer und immer wieder in den Moment zurückholen, den Sie gerade erleben“, erklärt Antonia Schwarzkopf. So können Sie die Konzentration bündeln, Ihren Geist beruhigen und Ihn von Ablenkung befreien. Anfangs werden Ihre Gedanken wahrscheinlich immer mal wieder abschweifen. Das ist völlig normal. Ein nützliches Werkzeug, um daran zu arbeiten sind einfache Rituale und Gewohnheiten, mit denen Sie die gemeinsame Zeit jeden Tag aufs neue mit Ihrem Pferd starten.

Weitere Lektionen finden Sie in der neuen Mein Pferd- Ausgabe.