Interview: Lara Wassermann    Foto: Slawik

Herausheben aus der ­Anlehnung ist bei vielen, vor allem jungen Pferden ein ­Problem. Doch woran liegt es und wie kann man als Reiter ­dagegen vorgehen? Dr. Britta ­Schöffmann weiß Rat.

Mein Pferd: Was sind die Ursachen für das Herausheben aus der Anlehnung?

Dr. Britta Schöffmann: Das Herausheben kann viele Ursachen haben. Die häufigste liegt im Reiter begründet, das heißt in seinem fehlerhaften Zusammenspiel von Kreuz, Hand und Schenkel sowie in all­gemeinen Sitzfehlern. Versucht der Reiter, den Kopf seines Pferdes mit Händen und Zügeln herunterzufummeln, statt es über die treibenden Hilfen von hinten nach vorn in einen Rahmen zu reiten, dann wird es sich früher oder später gegen eine solche ­fehlerhafte Einwirkung wehren. Pferde, die nur über die Oberarmkraft des Reiters „rund“ gehalten werden, zeigen spätestens beim Überstreichen oder beim Zügel-aus-der-Hand-kauen-Lassen durch Herausheben, dass einiges falsch läuft. Auch ein Reiter, der noch mit seiner Balance und dadurch mit Sitzfehlern zu kämpfen hat, stört die Anlehnung des Pferdes oder macht sie sogar unmöglich.

Kann es auch körperliche Ursachen ­haben – zum Beispiel Rückenprobleme?

Außer dem Reiter gibt es auch andere Gründe, die ein Pferd dazu bringen, sich herauszuheben. Zum Beispiel die Ausrüstung, sprich Trense, Gebiss oder Sattel. Ist die Trense falsch verschnallt oder liegt das Gebiss falsch im Maul oder passt überhaupt nicht, dann wird sich ein Pferd dagegen wehren. Auch ein nicht passender Sattel, der in die Schulter des Pferdes oder in den langen Rückenmuskel drückt und damit verhindert, dass die treibenden Reiterhilfen – und seien sie noch so gut – von hinten nach vorn durchkommen, können Herausheben zur Folge haben.

Heben sich junge Pferde häufiger raus?

Ja, denn sie haben meist ihr Gleichgewicht mit dem Reiter auf dem Rücken noch nicht wieder gefunden. Das, was dann aber oft vom Reiter als Herausheben gewertet wird, ist nichts anderes als der Versuch des ­Pferdes, seinen Hals als Balancierstange einzusetzen. Dieses Balancieren sollte man einem jungen Pferd zugestehen. Eine sichere Anlehnung muss es sich erst suchen. Also keine Panik, wenn das junge Pferd vorübergehend auch mal zu weit über den Zügel kommt. Es gilt vielmehr immer: Bewegung steht vor Form.

Bei einem jungen Pferd: Woran ­erkenne ich den Unterschied, ob es sich aus „­Ungehorsam“ oder aus fehlender Kraft heraushebt?

Anlehnung hat für mich weniger was mit Gehorsam zu tun, sondern mit Balance und korrekter reiterlicher Einwirkung. ­Deshalb würde ich auch nicht sagen, dass sich ein Pferd aus Ungehorsam heraushebt. Es versucht lediglich, sich auszubalancieren. Es weiß ja nicht, dass dies mit einem leicht gewölbten Hals bei tätigem, gut vorfußen­dem Hinterbein besser funktioniert. Es muss dies erst ausprobieren und mit der Zeit lernen. Dazu gehört auch der entsprechende Kraftzuwachs, der auch nicht in ein paar Tagen zu erreichen ist.

… das komplette Interview lesen Sie in der aktuellen Mein Pferd-Ausgabe (11(2017).

Dr. Britta Schöffmann reitet seit ihrem sechsten Lebensjahr. Die ehemalige Grand-Prix-Reiterin und Trägerin des ­Goldenen Reitabzeichens ist Sportwissenschaftlerin, Journalistin, Turnierrichterin sowie Autorin von Lehr-DVDs und Fachbüchern. In ihrem Buch „Lektionen richtig reiten“ findet man alle Dressurübungen im Überblick.