Gemeinsam mit ihrem Sohn Benjamin genoss Ira Hoch einen Ritt durch die Rocky Mountains inklusive atemberaubender Aussichten
Ich war schon zwei Wochen in Ontario unterwegs, bevor es per Flugzeug nach Calgary ging. Vom Osten in den Westen – das sind in Kanada zwei komplett verschiedene Welten. Für Pferdefreunde stellt sich das im Wesentlichen so dar: Während Ontario in gewisser Weise Rennpferdeland ist, schlägt das Herz der Pferdeleute in Alberta deutlich für den Westernreitsport. In Calgary traf ich meinen Sohn Benjamin, der nach 16-stündiger Fahrt mit dem Greyhound-Bus hier ankam. Gemeinsam wollten wir eine Reittour in den Rocky Mountains unternehmen.
Unser Startpunkt war der Urlaubsort Lake Louise im Banff-Nationalpark im Herzen der Rockies. Der Lake Louise selbst ist ein See unweit der Siedlung, je nach Jahreszeit ändert sich seine Farbe von Tiefblau im Frühjahr zu einem matten Türkis im Sommer. Hinter ihm erheben sich einige schneebedeckte Berge wie Mount Temple, Mount Whyte und Mount Niblock. Ich habe bei den „Brewster Lake Louise Stables“ einen Ritt ins Hochgebirge gebucht. Die Pferde warteten in einem kleinen, rot umzäunten Coral auf die Reitgäste, in einer kleinen Holzhütte war das Personal dabei, die Buchungen zu verwalten, Regenmäntel oder Reithelme auszugeben oder sonstigen Bedürfnissen der Gäste nachzukommen. Aufgrund des Regens hatten Benjamin und ich die Rittführerin Megan für uns alleine. Als sie die Pferde für uns holte, nieselt es nur noch leicht: Benjamin bekam Chopper, einen hochbeinigen, schlanken Fuchs zugeteilt, und ich würde Rocky reiten.
Vom Lake Louise ins Gebirge
Unser Ritt startete direkt von der Station der Brewster Stables und führte zunächst durch den Wald und entlang des Sees. Am Ende des Sees angelangt, eröffnete sich das Moränental, in dessen Verlauf unser Pfad Richtung Mount Lefroy und Mount Victoria durch die niedrige Buschvegetation nach oben führte. Rasch stieg der Pfad an und wurde recht schnell zu einer regelrechten Kraxelei für unsere Pferde. Mit der Nase tief am Boden suchten sie sich die beste Route, während wir die atemberaubende Aussicht auf den See und die Bergkulisse genossen. Im „Plain of Six Glaciers Tea House“, einem zweistöckigen Teehaus aus dem Jahr 1924, machten wir Rast.
Auch auf dem Rückweg konnten wir uns nicht sattsehen an der Bergkulisse und den enormen Ausmaßen des Gletschertals unterhalb von uns. Ein typischer Ruf ließ uns aufschauen, wo ein Seeadler kreiste. Unnötig zu sagen, dass Rocky und Chopper bravourös wieder herunterstiegen – die Trittsicherheit dieser Pferde ist einfach fabelhaft.
Text & Foto: Ira Hoch