Wir verbrachten mit den Pferden von Pátio Horse & Lodge neun Tage auf den Azoren und habendort eine wunderschöne Landschaft vorgefunden, die unseren sechstägigen Wanderritt zu etwas Besonderem gemacht hat. Das mediterrane Klima und das hufeisenförmige Vulkan-Eiland lassen den Reiter in verschiedene Welten eintauchen

Text: Jessica Classen

 

Eigentlich ist es ein Tag wie jeder andere auch – mit dem klitzekleinen Unterschied, dass ich heute einmal quer über den Atlantik fliege. Nichts Besonderes? Dann warten Sie mal ab. Denn wenn man es ganz genau nimmt, fliege ich sogar mitten in den Atlantik hinein; nämlich auf die Insel Faial, eine der neun Azoren-Inseln, die zwischen Portugal und den USA im Atlantischen Ozean liegen. Wenn das mal nichts Besonderes ist …

 

Eine turbulente Anreise 

 

Morgens fünf Uhr in Lissabon: Mein Wecker klingelt, und ich taumele langsam aus dem Bett in Richtung Badezimmer. Ich bin hundemüde, aber das war ja auch zu erwarten – immerhin war ich erst um 24 Uhr auf meinem Zimmer, und an Schlaf war da noch lange nicht zu denken. Es ist ja auch alles viel zu spannend, um es zu verschlafen. Um sechs Uhr kommt das Taxi zum Hotel, um mich abzuholen. An der Rezeption bekomme ich ein Lunchpaket und warte im Eingang. Der Fahrer ist pünktlich. Ein sehr freundlicher Mann, der mir sogar sofort meinen Koffer abnimmt. Trotzdem muss man am Ende aufpassen, dass man nicht zu viel bezahlt. „Die Taxifahrer in Portugal hauen am Ende noch einmal gerne beim Preis drauf “, erklärt mir der Mann an der Rezeption in einwandfreiem Deutsch. „Da kann man leider auch nicht viel machen. Die tun bei Touristen dann einfach so, als würden sie einen nicht verstehen.“ Aber ich habe Glück – der Mann ist sehr nett und ich bezahle am Ende nicht mehr als den normalen Preis. Am Flughafen checke ich ein, setze mich dann mit meinem Lunchpaket in eine Sitzecke und warte auf den Aufruf. Pünktlich sitzen dann auch alle Passagiere im Flieger und warten. Und warten. Und warten. Eine Stunde später dürfen wir wieder aussteigen. Es gibt technische Probleme. Statt um acht Uhr hebt der Flieger dann endlich um 13 Uhr ab. „Besser spät als nie“, denke ich mir. Nach etwas mehr als zweieinhalb Stunden Flugzeit gehen wir die Landung in Horta an. „Versuche einen Fensterplatz zu bekommen und halte dich bei der Landung gut fest; es könnte ein wenig wackeln“, habe ich noch Victor Huckes Worte im Ohr. Wenige Tage zuvor haben wir noch alle Reiseplanungen abgesprochen, damit meinem Besuch auf Faial auch nichts mehr im Wege steht. „Ob er selbst Flugangst hat?“, frage ich mich. Aber als der Pilot zur Landung ansetzt, ist mir vollkommen klar, was Victor meint: Die Landebahn ist kurz. Sehr kurz. Also muss der Pilot bereits in der Luft bremsen und dann auf dem Boden dann noch mal um einiges mehr. Es ähnelt gefühlt einer Vollbremsung, man wird in den Gurt gepresst und nach vorne gedrückt. Als das Flugzeug steht, ist erst einmal alles ruhig. Danach lachen wir alle – Achterbahnfahren ist nicht weniger abenteuerlich.

 

Die Inselerkundung

 

Endlich bin ich auf Faial angekommen, der „blauen Insel“ der Azoren, die bekannt für ihre Hortensienhecken ist, die – wie sollte es anders sein? – blau sind. Es riecht frisch, und von der Terrasse des Flughafens aus hat man eine fantastische Sicht hinaus auf den Ozean. Der Wind weht meine Haare wild durcheinander, und die Luft ist einfach einzigartig frisch. Ich habe sofort das Gefühl, dass ich im Urlaub bin und entspannen kann – ich bin einfach nur glücklich. Was ein Blick auf das Meer doch ausmacht! Als auch Claudia ankommt, die in derselben Woche als Gast da ist wie ich, fahren wir mit dem Wagen von Horta nach Cedros. Dort wohnen Victor, seine Frau Anja und ihr Sohn Moritz. Pátio Horse& Lodge ist das Domizil der drei Auswanderer. Victor und Anja haben schon vor Jahren ihren Traum erfüllt und sich ein Haus auf Faial gekauft. Irgendwann kam der Wunsch auf, ganz dort zu wohnen. Mittlerweile ist ihre Lodge um etliche Mitarbeiter reicher  geworden und um ein großes Gästehaus gewachsen. „Vorher haben wir verschiedene Unterkünfte im Ort gemietet und die Gäste immer zum Essen abgeholt. So ist es allerdings einfacher, wenn sie direkt auf dem Grundstück mit uns gemeinsam wohnen“, erzählt Victor auf der Fahrt nach Cedros. Nachdem wir unsere Koffer in die Unterkunft gebracht haben, fährt Victor mit Claudia und mir die einzelnen Weiden ab und stellt uns jedes Pferd und seine Geschichte persönlich vor. Es ist schön zu sehen, wie die Pferde auf ihn reagieren – sie vertrauen ihm und sind sehr entspannt. Im Gegensatz zu den anderen Pferden der Insel, die meist angepflockt auf den Weiden stehen, wie es in Portugal normal ist, stehen die Pferde von Victor in kleinen Verbänden in eingezäunten Weideflächen, teilweise mit Offenstall. „Sie sind es gewohnt, im Freien zu leben. Einzig der Zaun hält sie davon ab, ein Wildpferd zu sein“, sagt er lachend. „Das härtet sie auch ab. Keins von ihnen hatte hier bisher auch nur eine Erkältung, geschweige denn andere Krankheiten, die Boxenpferde oft haben.“ Bei der zweiten Unterkunft angekommen, lerne ich die Stute Diana kennen. Sie werde ich reiten, während ich auf Faial bin. „Diana ist eine der besten Cruzado-Portugues-Stuten der Azoren. Sie wurde im Jahr 2013 die Nummer eins bei der landwirtschaftlichen Pferdeausstellung der Azoren“, erklärt Victor stolz. „Sie ist auch das Lieblingspferd meiner Frau. Dianaist charakterstark, zuverlässig und willig. Aber das wirst du ab morgen selbst erfahren.“

 

…noch viele weitere Tipps und den kompletten Artikel finden Sie in der Spezialausgabe zum Thema Reiterreisen der Mein Pferd, die am 1. November in die Läden kommt!