Text: Laura Becker     Fotos: Jacques Toffi

Pferde sind gut für die Gesundheit! Reiten heißt nicht nur Dressur, Springen und Wettkampf. Es gibt auch den „Gesundheitssport mit Pferd“, für alle, die sich mit dem Pferd gemeinsam bewegen wollen. Ein Besuch auf Hof Viervitz.

Die beiden Isländer Snorri und Mouni spazieren mit Babett und Johanna nach einer flotten Trabrunde entspannt im Schritt über die hügelige Wiese. Die Reiterinnen lachen, die Pferde schnauben von Zeit zu Zeit ab. Die Sonne strahlt auf Rügen herunter, und ein leichter Wind geht durch die Bäume. Reiten macht Spaß. Und nicht nur das. Reiten macht und hält vor allem gesund! Dafür ist Babett ein Paradebeispiel. Mit Skoliose (seitliche Verbiegung) in der Wirbelsäule und einem Autounfall war die passionierte Radfahrerin ein Leben lang geplagt mit Rückenschmerzen, Tabletten halfen ihr durch den Tag. Dann kam sie durch ihre reitende Tochter auf den Hof Viervitz zu Martina Hermann. Die Pferdewirtschaftsmeisterin, Ausbilderin im Gesundheitssport und Vorsitzende der neuesten DRFV-Fachgruppe „Gesundheitssport mit Pferd“ motivierte Babett, sich doch einmal vom Pferd bewegen zu lassen. „Ich habe mich mit 40 Jahren das erste Mal auf ein Pferd gesetzt. Mit Voltigiergurt und geschlossenen Augen bin ich von Martina durch die Reithalle geführt worden. Am nächsten Morgen waren meine Rückenschmerzen weg“, erzählt Babett von ihrem Einstieg vor 13 Jahren. Mittlerweile hat sie die Prüfung zur Berittführerin abgelegt und kümmert sich auf Hof Viervitz um die Ausritte mit den Kindern. „Seit zwei Jahren brauche ich keine Physiotherapie mehr, auf die Tabletten kann ich auch verzichten“, betont sie und erklärt: „Ich will nicht sportlich reiten, ich will raus in die Natur, möchte mich fallen lassen und fit bleiben.“

Der Hof Viervitz auf der Ostseeinsel Rügen ist ein Zentrum für den Gesundheitssport mit Pferd. Martina Hermann, deren Mann verstorben ist, zog 2006 mit ihren sieben Kindern aus Westfalen auf die Insel und begann erst einmal damit, aufzuräumen. 600 Tonnen Beton und Müll wurden beseitigt, bis aus dem heruntergekommenen landwirtschaftlichen Betrieb mit 44 Hektar ein Reitstall und die „Reitschule Einhorn“ wurde. Die 32 Schulpferde leben ganzjährig im Offenstall mit einer 18 Hektar großen Weidefläche – Wiese, so weit das Auge reicht. Es gibt einen Unterstand mit Futterraufen, eine Liegehalle für die kalten Monate, eine Reithalle, einen großen Außenplatz und eine Trainingswiese mit verschiedenen Hindernissen.

Auf Zuruf galoppiert eine bunt gemischte Truppe heran: Warmblüter, Appaloosas, deutsche Reitponys, Lewitzer Schecken, Kaltblutmixe, Lipizzaner und Isländer. „So vielfältig wie die Menschen sind auch die Pferde bei uns auf dem Hof“, erzählt Martina Hermann. „Jedes Pferd hat eine Geschichte.“

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