Text: Nora Dickmann        Foto: imago images/ Stefan Lafrentz

Spirit of the Age wohnte schon am anderen Ende der Welt, platzierte sich im Internationalen Grand Prix und Grand Prix Special und genießt jetzt seine wohlverdiente Rente auf dem Gestüt Brune

Im Jahr 2004 kam der Hengst bei seinem Züchter Michael Mehrtens im niedersächsischen Jever zur Welt. Dazu hatte Mehrtens seine Donnerhall-Tochter mit dem Oldenburger Stedinger angepaart. Stedinger (v. Sandro Hit x Landadel) selbst war bis zur Klasse M** erfolgreich. Spirit of the Age OLD, der als Aushängeschild des Oldenburger Sportförderkaders das Namenskürzel OLD trägt, wurde anschließend an den Hengsthalter Gerd Sosath verkauft und auf die Körung vorbereitet, jedoch nicht zugelassen. 2007 platziert er sich unter Sascha Böhnke in Reitpferdeprüfungen.

Mit fünf Jahren wurde er nach Neuseeland im Rahmen der Oldenburger Eliteauktion für 42.000 Euro an Karl Heinz Reipen verkauft. Dort wurde er zum Champion der fünfjährigen Dressurpferde. Von da an ging die Karriere des Hengstes steil bergauf, und er sicherte sich weitere Siege. 
Vier Jahre später kehrte er zurück in sein Geburtsland und genoss seine weitere Ausbildung unter Thomas Rive, sammelte erste Platzierungen in Dressurpferdeprüfungen der Klasse M und wurde 2012 ein weiteres Mal in Vechta versteigert. Die glückliche neue Besitzerin Bernadette Brune ersteigerte Spirit of the Age für satte 190.000 Euro.
Der Sprung in die Grand-Prix-Klasse gelang dem neuen Paar nahezu mühelos. Knapp zwei Wochen nach dem Kauf konnte die Dressurreiterin, die erst sehr spät zum Dressursport fand, mit ihrem neuen Pferd in seiner ersten Intermediaire I siegen. Aufgrund seiner sportlichen Leistungen wurde der Hengst noch im selben Jahr, 2012, gekört.

Auch wenn der Hengst von Bernadette Brune zunächst als gewinnbringendes Verkaufspferd erworben wurde, harmonierte es zwischen den beiden hervorragend, und viele Platzierungen folgten. 2015 ritt das Paar den ersten Nationenpreis und Spirit wurde zum erfolgreichsten Oldenburger in Deutschland gekürt. Weltweit rangierte er an sechster Stelle.
2019 folgt der zweite Platz fürs Team im Nationenpreis in Falsterbo. Ein Jahr später wurde Spirit of the Age OLD aus seiner aktiven Sportkarriere verabschiedet und darf sich seitdem auf seine Deckkarriere auf dem Gestüt Brune in der Nähe von Oldenburg konzentrieren.
Nach acht gemeinsamen Jahren, die von vielen Erfolgen geprägt waren, schrieb Bernadette Brune auf ihrer Facebook-Seite: „Auch wenn es Spirit richtig gutgeht im Moment (…), habe ich mich entschlossen, da es keine großen Turniere gibt und wir national mit 71 Prozent einen schönen Abschluss gefunden haben, Spirit nicht mehr im Turniersport einzusetzen.“
Aufgrund der Corona-Pandemie gab es natürlich keine feierliche Verabschiedung. Er habe der Reiterin „alles gegeben“, und sie habe sich geschworen „ihn niemals zu irgendwas zu zwingen. Jetzt ist nur noch Spaßprogramm angesagt!“.

Dass auf dem Gestüt im Ammerland ordentlich gearbeitet wurde, bewies der Hengst oft genug: Die beiden platzierten sich in Falsterbo, Wiesbaden, Genf, Stuttgart, bei den Deutschen Meisterschaften und vielen weiteren Turnieren. „Spirit“, wie er genannt wird, verhalf seiner Reiterin sogar zu einem Platz im DOKR-Perspektivkader. 
Seit einem Jahr verbringt der Sportrentner nun also schon seine Zeit auf den saftigen Weiden vom Gestüt Brune und kommt seinen Aufgaben als Deckhengst nach. Seinen Fohlen vererbt er überdurchschnittlich gute Grundgangarten sowie Souveränität und einen tollen Charakter. Bisher verzeichnete die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) jedoch noch keine Nachkommen im Sport von Spirit of the Age. Dies wird sich mit Sicherheit in den kommenden Jahren ändern!