Text & Fotos: Anja Blum

Bisher kannte ich sie nur vom Foto – die Marwaris. Besonders beeindruckend fand ich dabei die Ohren dieser Pferde. Die nach innen gebogenen Sichelohren verleihen ihnen einen völlig anderen, beinahe zauberwaldähnlichen Ausdruck. Wer diese zarten aber zähen Pferde nicht kennt, stolpert mit seinem Blick sofort über die besondere Ohrform, die die optische Einzigartigkeit der Marwaripferde ausmacht. Für unsere europäischen Augen, die hierzulande nur mit „normalen“ Pferdeohren konfrontiert werden, erscheinen die Sichelohren ungewöhnlich. Dabei sind die Ohren der Marwaris phänomenal: Sie lassen sich um mehr als 180 Grad drehen und sind der Eingang für das außergewöhnlich gute Gehör dieser Pferde. Auf jeden Fall sind sie deren Markenzeichen und wer so ein Pferd sieht, kann sicher sein, ein Marwari vor sich zu haben.

Genügsame Gefährten

Die ursprünglichen Kriegspferde leben heutzutage als verlässliche Reitpferde bei indischen Privatpersonen. Sie sind zäh und kommen mit kargen Bedingungen gut klar. Intelligenz und ein einwandfreier Charakter ziehen sich durch die Population. Marwaripferde leben bisher ausschließlich in Indien. Ein Export der edlen Rösser ist nicht erlaubt.

Bei meinen Recherchen über die einmalige Pferderasse wurde es zur Gewissheit: Wenn ich diese besonderen Pferde in natura erleben und fotografieren will, muss ich in das Land reisen, in dem sie leben und welches genauso besonders ist wie sie: nach Indien. Und so kam die Einladung von Maharajkumar Anirudh Singh, dem Sohn des Maharajas von Shekhawati, wie gerufen. Anfang April war es soweit. Mein Weg führte mich nach Indien, nach Rajasthan im Norden, um die Pferde der Maharajas zu fotografieren. Mein Gastgeber veranlasste alles erdenklich Mögliche, damit das Fototeam rundum perfekt betreut war. Es gelang ihm so gut, dass wir uns wie im Märchen aus 1001 Nacht fühlten. Bevor ich die königlichen Pferde aber endlich persönlich kennenlernen durfte, lag eine lange Anreise hinter uns. Zunächst forderte das vollkommen andere Straßenbild Indiens meine ganze Aufmerksamkeit. Viel zu groß erschien mir der Kontrast zu allem, was wir in Deutschland haben und wie wir hier leben. Knapp drei Stunden dauerte unsere Fahrt vom Flughafen zum Castle Mandawa, in dem wir fürstlich logierten. Während der Fahrt beeindruckte mich einfach alles: die Kühe, die in der Großstadt zum Straßenbild gehören, der Eselskarren neben dem SUV an der Kreuzung, die knallbunten Saris der Frauen, der Schmutz und der beinahe allgegenwärtige Abfall, die Zufriedenheit ausstrahlenden Menschen, das permanente Hupen aller Fahrzeuge. Überhaupt scheint die Hupe das Wichtigste im indischen Straßenverkehr zu sein. Verkehrsschilder und mitunter auch Ampeln sind wohl nur als Empfehlungen anzusehen, an die sich nicht zwingend zu halten ist. Die Fahrweise aller Verkehrsteilnehmer entspricht nicht ganz der mir gewohnten. Wer behauptet denn, dass in eine Auto-Rikscha nur drei Personen passen?

…den gesamten Artikel zu den wunderschönen, indischen Pferden lesen Sie in der Juli-Ausgabe.

UNSERE EXPERTIN: Anja Blum ist eine erfahrene Pferde­fotografin, die weltweit mit Herz und Leidenschaft ihrer Arbeit nachgeht. Die große Liebe zum Pferd, detaillierte Kenntnisse über das Pferdeverhalten, Empathie und ein unbändiges Glücksgefühl ermöglichen es Anja Blum immer wieder, die Pferde auf beeindruckenden Fotos ­festzuhalten. Zu ihren Kunden zählen ­private Pferdebesitzer sowie Reit- und Zuchtställe im In- und Ausland. www.anja-blum.com