Text & Foto: Kirsten Hofmann

Zusammen mit sieben anderen Reiterinnen und Reitern machte sich Kirsten Hofmann auf den Weg, um von Chile nach Argentinien zu reiten. Zehn Tage dauerte der Ritt, bei dem es bergauf und bergab über die Anden ging.

Wir sind in Pucón (Chile) und sitzen am Tisch von Mathias und Karin Boss, die geführte Reittouren durch Chile anbieten. Während wir über den bevorstehenden Ritt reden, essen wir gefüllte Maisblätter mit scharfer Soße. Das gemütliche Holzhaus, in dem wir sitzen, haben die beiden selbst gebaut, und im Garten ziehen sie ihr eigenes Gemüse. Sogar der leckere Honig, den es am nächsten Morgen zum Frühstück gibt, ist von den eigenen Bienen produziert. Kathie, die hier schon das dritte Jahr als Guide arbeitet, hatte uns nachmittags die Pferde gezeigt, und ich hatte mich sofort in Chilca, einen braunen Criollo-Mix, verguckt. Am nächsten Tag teilt mir Kathie die schöne Stute als mein chilenisches Tourenpferd zu. „Sie hat dir doch so gut gefallen!“, sagt sie und lacht dabei. Der erste Tag dient dazu, bei einem entspannten Ritt die Pferde kennenzulernen, doch schon am zweiten Tag können die Pferde zeigen, was in ihnen steckt. An einigen Stellen kann ich mir zunächst nicht vorstellen, dass wir diese Steigung wirklich erklimmen und auch wieder heil herunterkommen werden. Aber die Pferde sind trittsicher und wissen, was sie tun. Am Ende der Tour werde ich keinen Gedanken mehr daran verschwenden, ob mein Pferd und ich die steilen Berge meistern können. Ich weiß, dass wir uns auf unsere Pferde verlassen können. Begleitet werden wir auf der Tour von Kathie, Martha und Aldo. Aldo führt uns auch dort noch sicher durchs Gelände, wo man mit bloßem Auge keinen Weg mehr erkennen kann. Teilweise schlägt er uns die Pfade mit seiner Machete frei. Abends bauen wir unsere Zelte auf, waschen uns im Fluss und bereiten unser Essen über dem Lagerfeuer zu. Beim Frühstück erzählt uns Aldo mit einem Augenzwinkern, dass er die ganze Nacht das Zeltlager vor einem herumstreunenden Puma bewacht hätte. Der eigentliche Star der Tour ist allerdings eine Scheckstute mit Namen 38 – auf Spanisch „treinta y ocho“. Sie trägt einen Großteil unseres Gepäcks und läuft frei mit. Nach sechs Tagen haben wir schließlich die argentinische Grenze erreicht. Jetzt heißt es, uns von unseren chilenischen Pferden und Guides zu verabschieden. Auf der anderen Seite der Grenze erwartet uns bereits unser argentinischer Guide Hernán mit seinen Pferden, auf denen wir in den nächsten Tagen bis zu seiner Ranch reiten werden. Die Landschaft  ist nun nicht mehr so grün, sondern rauer und weiter. Sie lädt ein zu langen Galoppaden, und wir erklimmen Hochplateaus, von denen wir einen fantastischen Blick über die argentinischen Weiten haben. Ich muss an die Winnetou-Filme aus meiner Kindheit denken. „Wenn ich zu Hause bin, möchte ich mal wieder einen alten Western lm gucken“, sage ich. Katrin, die neben mir reitet, lacht: „Ach, das brauchst du doch gar nicht. Du hast doch jetzt deinen eigenen Western.“

Ihre Kirsten Hofmann

www.antilco.com

 

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