Alles begann für mich als ambitionierte Amateurreiterin: Ich bestritt erfolgreich Turniere und trainierte mehrmals im Jahr mit Don Boyd. Er war derjenige, der mir einen Auslandsaufenthalt im Trainingsstall seiner Tochter ans Herz legte. Nach meiner Ausbildung zur Pferdewirtin nutzte ich diese Chance. Ich war ziemlich aufgeregt. Was für ein Abenteuer: Amerika ich komme!

Der Plan war, dass ich von Abby Mixon, einer erfolgreichen Reining Trainerin im Bereich Working Cowhorse und Cutting, lernen sollte. Nach einem langen Flug begrüßte mich direkt eine herrlich warme Brise. Abby und ihr Mann warteten bereits, um mich zur Ranch zu bringen. Beim Einbiegen auf die Winfield Farm war ich sprachlos: Es war genau so, wie man es aus Pferdefilmen kennt – riesige Wiesen, viele Kühe und noch mehr Pferde. Untergebracht wurde ich in einem schönem Apartment mitten im Stall. Absoluter Luxus war eine Klimaanlage – das war also mein neues Zuhause.

Der Arbeitsalltag auf der Ranch war schnell Routine: Abbys erstes Pferd satteln, Pferde rausstellen, und dann ging es für mich aufs Pferd. Auf dem Programm stand: verschiedene Jungpferde anreiten, Manövertraining und zwei- bis dreimal die Woche das Arbeiten der Working-Cowhorse- und Cutting-Pferde – ein absolutes Highlight. Dafür haben wir in den Morgenstunden die Rinder durch eine atemberaubende Kulisse zum Cutting Pen getrieben. Ebenfalls waren das Abreiten auf Turnieren und die Gewöhnung unerfahrener Pferde an die Turnieratmosphäre ein Teil meiner Aufgaben. Außerdem ritt ich alle zwei Tage mit Lean With Me, dem zweifachen Worldchampion in der Reining und in der Working Cowhorse, aus. Welch eine Ehre, mich um sein Wohl kümmern zu dürfen, und selbst jetzt noch, im Alter von 26 Jahren, ist es ein tolles Gefühl, ihn zu reiten: Er bewahrt stets seine Haltung, ist flott unterwegs und freut sich, gefördert zu werden.

Den größten Teil meiner Freizeit verbrachten ich und mein Freund, der sechs Monate mit mir auf der Ranch lebte, am Lake Murray. Ein großer See mit herrlichem Wasser. Heute erinnere ich mich kaum mehr an die harte Arbeit, viel mehr an das stundenlange Herumplanschen im Wasser. Außerdem durfte ich während meines Aufenthalts zwei Mal Thanksgiving erleben. Es gab – klassisch – Truthahn mit verschiedenen Beilagen, beispielsweise einem Süßkartoffelauflauf mit Marshmallows – super lecker.

Die absolute Krönung meines Aufenthalts war das NRHA Derby in Oklahoma City. Die weltweit besten Reining-Pferde messen sich in spektakulären GO’s bis hin zum Finale. Zu Hause verfolgen wir das Turnier regelmäßig als Familienevent vor dem Fernseher. Abby startete mit zwei Pferden beim Derby, und ich durfte sie als Helferin begleiten – klassisch als TT. So bekam ich die tolle Möglichkeit, vor Ort das Event zu erleben. Einige befreundete Trainer und Reitersleute waren extra dafür angereist, und ich freute mich über jeden, den ich traf. Das Derby findet immer im Juni/Juli statt. Da es sehr heiß war, klingelte meist schon um drei Uhr der Wecker, und die Arbeit begann. Die Pferde versorgen und in der Showarena warmreiten – geiles Feeling dort einzureiten.

Mein USA-Trip war eine unglaubliche Erfahrung: ein tolles Land mit eine unglaublichen Landschaft und sehr netten Menschen. Reiterlich habe ich viel dazulernen können, und es war eine gute Vorbereitung auf meine Selbstständigkeit als Westerntrainerin in NRW.

Ihre Sofie Eckebrecht

Foto: privat