Text & Foto: Ruth Gillmann

Vor einigen Jahren lernten mein Mann und ich die Rasse ­Mangalarga Marchador kennen. Fasziniert von den Gangvarianten Marcha Batida und Marcha Picada – beides Viertaktgangarten – waren wir bereits im Jahr 2016 in Brasilien bei Alice Cristina Fonseca auf Haras Clarion zu Besuch, um mehr über diese Pferde und ihr Heimatland zu erfahren. Umso größer war unsere Freude, als Alice uns in diesem Jahr anbot, an der „Maior cavalgada do mundo“ teilzunehmen: Ein Versuch, den Weltrekord zu brechen und den größten Ausritt mit den meisten Pferden derselben Rasse zu veranstalten. Alice stellte uns dafür zwei tolle Pferde aus ihrer Zucht zur Verfügung.

Die ersten paar Tage unseres erneuten Besuchs verbrachten wir auf der Haras Clarion. Dort durften wir viele verschiedene Pferde ausprobieren, vom gerade erst angerittenen Jungpferd über Zuchtstuten bis hin zu den Deckhengsten. Die brasilianischen Pferdezüchter sind sehr stolz auf ihre Pferde und lassen Besucher auch ihre wertvollen Zuchttiere reiten. Schließlich wurden die Pferde für den Weltrekordritt von einem Transporter abgeholt und ins gut 720 Kilometer entfernte Caxambu gefahren. Dort wurden alle Tiere registriert und kontrolliert, ob es sich wirklich um Pferde der Rasse Mangalarga Marchador handelt.

Am 7. April 2018 war es soweit: Mit fast 1.600 Reitern und ihren Pferden nahmen wir am Weltrekordversuch teil. Es ist wirklich erstaunlich, wie ruhig und gelassen die Tiere in dem ganzen Rummel geblieben sind. Am Ritt haben auch kleine Kinder und weniger geübte Reiter teilgenommen – alles kein Problem für die Brasilianer. Die ersten drei Kilometer mussten wir im Schritt in einer Zweierreihe mit maximal einer Pferdelänge Abstand reiten. Vom Straßenrand aus haben viele Zuschauer der langen Kolonne von Pferden zugejubelt. Und auch so mancher Reiter konnte es nicht lassen, die Zuschauermenge zu filmen und zu fotografieren.

Nachdem wir das Ziel passiert hatten, wurde die Zweierkolonne aufgelöst und die Reiter durften das Tempo frei wählen. Die Pferde gehen anstelle von Trab die Marcha und sind so sehr bequem und gut reitbar für längere Distanzen. Die meisten Reiter bevorzugten dann auch eine fleißige Marcha für den etwa zehn Kilometer langen Ritt durch die Umgebung von Caxambu. Unterwegs wurden wir von anderen Reitern mehrfach eingeladen, mit ihrem Cachaça aus der Satteltasche auf den Ritt anzustoßen. Die Brasilianer freuten sich riesig darüber, dass sich Europäer für ihre Pferde interessieren. Da die meisten Brasilianer nur portugiesisch sprechen, war die Verständigung oft etwas schwierig. Dennoch fühlten wir uns sofort sehr herzlich in die brasilianische Pferdewelt aufgenommen. Auch das Team von Mangalarga Marchador TV war vor Ort und machte ein Interview mit uns. So kam es, dass mein Mann und ich sogar einen Auftritt im brasilianischen Fernsehen hatten.

Der Ritt war ein unvergessliches Erlebnis und wir haben viele neue Bekanntschaften geschlossen. Wir waren bestimmt nicht zum letzten Mal in Brasilien. Wer sich für die Mangalarga Marchador interessiert und die Möglichkeit hat, Alice auf Haras Clarion zu besuchen, sollte sich ­diese Chance auf keinen Fall entgehen lassen.

Ihre Ruth Gillmann

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