Text & Foto: Lena Grenz

Lena Grenz verbrachte nach dem Abitur neun Monate als Pferde-Au-pair in Paraguay. Dort erlernte sie die Finessen des Rindertreibens – und ganz nebenbei noch Spanisch.

Nach dem Abitur ins Ausland? Das war schon lange mein Traum. Am besten in Kombination mit Pferden, da ich seit meinem elften Lebensjahr mit großer Begeisterung reite. Wie es der Zufall so wollte, stieß ich in einer Pferdezeitschrift auf die Estancia Aventura, eine Pferde-, Rinder- und Gästeranch in Paraguay, auf der ein Pferde-Au-pair gesucht wurde. Ein Land, von dem ich vorher nie wirklich Notiz genommen hatte, mit einer Sprache, derer ich nicht mächtig war. Aber ich wusste, da muss ich hin!

Ein paar Monate später saß ich dann auch schon mit meinen frischgebackenen 18 Jahren im Flugzeug nach Südamerika und machte mich auf „mein großes Abenteuer“ gefasst. Schon am Ankunftstag ging es für mich richtig los mit dem Reiten. Da die Estancia zwei Herden mit insgesamt mehr als 70 Rindern hat, gehört das tägliche Rindertreiben fest zum Programm. Dabei werden die Rinder von der Tag- auf die Nachtweide gebracht und gleichzeitig gezählt und kontrolliert. Das Wohl der Tiere wird bei Ulrike „Kiki“ Staudenrausch großgeschrieben.

Besonders fasziniert war ich von der ausgesprochen artgerechten Tierhaltung. Die 15 Wallache stehen als Herde auf dem mehr als 30 Hektar großen Campo und werden zweimal am Tag zum Putzen und Füttern in den Stall geholt. Womit wir auch schon bei meinen täglichen Aufgaben sind: Der Tag begann um sieben Uhr, und es stand erst mal die allgemeine Morgenroutine auf dem Programm, dazu gehörte u. a. das Putzen der Wallache, das Füttern der Stuten und das Herauslassen der Rinder. Nach einem leckeren Frühstück wurden dann die Pferde für den morgendlichen Ausritt mit den Gästen gesattelt, und es ging, je nach Reitniveau, für ein- bis zweieinhalb Stunden ins Gelände.

Insgesamt war die Arbeit körperlich anstrengend, dies ist bei sechs Arbeitstagen pro Woche und Temperaturen von über 40 Grad im Sommer aber nicht weiter verwunderlich. Trotzdem war jeder Tag anders und auf seine ganz eigene Art und Weise aufregend. Zudem bekommt man von den Tieren alle Anstrengungen und Mühen mindestens doppelt zurück. Nebenbei habe ich so viel Neues über die Erstversorgung und Behandlung der Pferde und Rinder bei Verletzungen und Krankheiten gelernt. Auch mit Kiki habe ich mich sehr gut verstanden, sie war für mich in dieser Zeit wie eine gute Freundin, und wir haben auch außerhalb der Arbeit viel Zeit gemeinsam verbracht. Glücklicherweise hatte ich so wenigstens einen deutschen Ansprechpartner, denn im Stall musste ich mit den anderen Angestellten Spanisch sprechen. Anfangs kam mir das noch wie eine große Hürde vor, doch nach und nach wurde die Kommunikation immer leichter, und ich bin froh, nebenbei noch eine neue Sprache gelernt zu haben.

Am meisten war ich natürlich von der südamerikanischen Gaucho-Reitweise und den wirklich ausgeglichenen und absolut trittsicheren Criollos begeistert. Sie reagieren auf die feinsten Hilfen und sind auch für Reitanfänger sehr zuverlässig. Meine Freundin, die mich am Ende der neun Monate besuchen kam, konnte ohne Vorkenntnisse bereits nach einer Woche mit uns galoppieren. Das ist natürlich auch Kikis ausgezeichneter Fähigkeiten als ausgebildete Reitlehrerin zu verdanken. Dadurch kann auf der Estancia jeder direkt im Gelände reiten und mit zum Rindertreiben kommen. Ich bin wirklich dankbar für alles, was ich während meiner neun Monate in Paraguay erleben und lernen durfte. „Mein großes Abenteuer“ werde ich nie vergessen und die Sonne Paraguays, die Pferde und die Estancia für immer in meinem Herzen behalten.

Ihre Lena Grenz

www.estancia-aventura.com

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