Text & Foto: Nicole Audrit

Cowboyhut, sonnengebräunte Arme und ein absolut sympathischer australischer Akzent – so begegnet man Mark Langley. Sein Besuch bringt ein kleines bisschen vom Charme Australiens nach Deutschland. Dabei hat er sein umfangreiches Wissen über Pferde im Gepäck. Er schafft es, dass die Pferde nach seinem Seminar glücklicher und motivierter sind.

Schon immer waren Pferde ein großer Teil von Marks Leben – seine Eltern setzten ihn schon als kleinen Jungen aufs Pferd, wahrscheinlich bevor er überhaupt laufen konnte. In seiner Kindheit und Jugend war es selbstverständlich, sich ein Pferd zu nehmen um von A nach B zu kommen. Mit Mitte zwanzig hat Mark schon an vielen verschiedenen Orten mit Pferden gearbeitet, unter anderem in Schottland, England und Amerika. Er lernte von vielen Trainern und bewunderte deren Arbeit. Jedoch gab es immer etwas an ihren Trainingsmethoden, das ihn störte. In einem langsamen Prozess entwickelte sich so seine eigene Philosophie – mit Einflüssen vieler die ihm begegnet sind, Menschen und Pferden. Seit etwa 15 Jahren ist er hauptberuflich Pferdetrainer und arbeitet viel mit Jungpferden, aber auch mit schwierigen, nervösen oder wilden Pferden. Mittlerweile hat er schon hunderte Pferde trainiert.

Live und in Farbe

Wir durften Mark Langley bei einem Lehrgang auf dem Hahnenhof in Pulheim (NRW) kennenlernen. In einer tollen Bodenarbeitshalle warteten bereits die Teilnehmer, vertreten waren dabei verschiedene Pferderassen und Reitweisen und auch die Ausrüstung war vielfältig. Als Ausrüstung ist all das geeignet, das dem Pferd keine Schmerzen zufügt oder unangenehm ist. Mark Langleys Tipp: „Empfehlenswert sind Bodenarbeitsseile ohne Karabiner, da dieses Gewicht vom Pferd als störend empfunden werden kann.“ Der erste Teil des Seminars bestand aus der Arbeit vom Boden aus, dabei beobachtete Mark zunächst die selbstständige Arbeit der Teilnehmer, um sich ein Bild zu machen. Danach half er bei auftauchenden Problemen und zeigte Übungen um die Verbindung zwischen Pferd und Mensch zu verbessern. Nach einer verdienten Mittagspause ging es in Zweier-Gruppen ans Reiten. Bereits bei der Bodenarbeit übernahm Mark immer mal wieder ein Teilnehmerpferd, um sowohl den Menschen als auch dem Pferd etwas zu zeigen. Auch im Reitteil setzte er sich auf die unterschiedlichen Pferde – so ritt er auf einem Norweger im Westernsattel genauso wie einem polnischen Warmblut im Dressursattel. Eine kleine Gruppe ist Mark sehr wichtig, da er individuell auf jedes Pferd-Mensch-Paar eingehen möchte, nur so kann er ein passendes Training gestalten. Jeder wird da abgeholt, wo er gerade steht. Bei einem Seminar mit Mark Langley steht keine schrittweise Anleitung im Vordergrund. Vielmehr sollen die Teilnehmer einige Ideen an die Hand bekommen, wie sie ihr Pferd trainieren können und aus welchem Grund diese bestimmte Dinge machen. Im Seminar wird das Vertrauen zwischen Mensch und Pferd durch unterschiedliche Übungen gestärkt, außerdem werden Biegung, Körperkontrolle und feinfühliges Erkennen von Körpersprache trainiert. Während dem Lehrgang herrschte eine tolle Atmosphäre, eine Dolmetscherin vereinfachte die Verständigung, da Mark nur Englisch spricht. Mark hat eine tolle Ausstrahlung: ruhig und gleichzeitig sehr motivierend, „easygoing“ und sehr sympathisch. In der Zukunft möchte Mark Langley regelmäßig Lehrgänge in Deutschland geben.

Es gibt viele verschiedene Horsemanship-Ansätze und Methoden, teilweise mit speziellem Equipment und Anleitungen. Marks Art und Weise mit Pferden umzugehen hat er von niemandem gezeigt bekommen. Vielmehr ist seine Philosophie durch Ausprobieren entstanden: Er hat immer viel versucht und dabei bemerkt, was produktiv ist und was nicht. Mark hat mit vielen verschiedenen Trainern zusammengearbeitet, ihnen zugeschaut und sich davon natürlich inspirieren lassen. Den größten Einfluss hatten aber sicherlich die Pferde, mit denen Mark gearbeitet hat. Jedes hat mit seinen Eigenschaften und Charakterzügen etwas zu seiner Philosophie beigetragen.

Die Teilnehmer von Marks Lehrgängen erhalten keine Schritt-für-Schritt-Anleitung, sondern ein Konzept. Marks Idee dahinter ist, dass jeder für selbst herausfinden soll, was für seine Partnerschaft mit dem Pferd funktioniert und wie die Probleme am besten gelöst werden können. Eine festgefahrene Methode führt hierbei nicht unbedingt zum Erfolg, Kreativität und die Freude am Ausprobieren hingegen schon. Ein Leitgedanke von ihm ist: „I am not here as a trainer, but as a helper“ (Ich bin hier nicht als Trainer, sondern zur Unterstützung). Die Frage sollte also nicht sein, wie schaffe ich es, dass mein Pferd sich in einer bestimmten Art und Weise verhält. Sondern, wie kann ich mein Pferd unterstützen, damit es die Aufgabe wunschgemäß erfüllt. Weiterhin gibt Mark Pferden Raum zum Nachdenken. So lernt das Pferd eigene Entscheidungen zu treffen, die im Sinne des Reiters sind.

Wer glücklich ist, leistet mehr

Marks Ziel ist ein zufriedenes und entspanntes Pferd, das zu dem noch motiviert ist und gerne mitarbeitet. Indem man eine gute Arbeitsatmosphäre und ein gutes Gefühl beim Pferd schafft, verbessert man das Training. Umso wohler sich das Pferd bei der Arbeit fühlt, umso bessere Ergebnisse erzielt man schlussendlich auch mit seinem vierbeinigen Partner. Wichtig bei der Arbeit mit dem Pferd ist Gefühl – Gefühl für das Empfinden des Pferdes sowie seine und die eigene Körpersprache. Die Grundlage für ein erfolgreiches Training und einen entspannten Umgang mit dem Pferd ist Aufmerksamkeit. Deshalb ist das auch immer ein Bestandteil von Marks Seminaren: Wie gewinnt der Mensch die Aufmerksamkeit des Pferdes und behält diese möglichst lange. Man setzt Körpersprache ein, um die Aufmerksamkeit des Pferdes zu erlangen. Mark sagt: „Ich möchte den Seminarteilnehmern eine subtile Körpersprache zeigen. Am wichtigsten ist es, das Pferd zu verstehen und seine Körpersprache richtig zu deuten.“ Jedes Pferd reagiert auf andere Dinge, manche müssen durch immer neue Aktionen vom Menschen unterhalten werden, um ihm die benötigte Aufmerksamkeit zu schenken. Die Aufmerksamkeit des Pferdes ist der Schlüssel zum Lernen. Teilweise darf man sich bei solchen Aufmerksamkeitsgewinnungsaktionen daher selbst nicht zu ernst nehmen: So lief Mark Langley querbeet mit einem Pferd durch die Halle und imitierte die morgendliche, stressige Suche nach dem verlegten Schlüssel.

Den ganzen Artikel zu Mark Langley und seiner Philosophie lesen Sie in der August-Ausgabe der Mein Pferd. Wenn Sie die Ausgabe verpasst haben, können Sie diese hier bestellen.