Es juckt, es tut weh, die Haut ist gereizt und gerötet – die Mauke hat wieder zugeschlagen. Paddockzeit ist oft auch Maukezeit, denn der Schlamm birgt einige Tücken in sich. Und wenn das Pferd dann auch noch einen hellen oder starken Behang hat, ist der Anruf beim Tierarzt nicht mehr weit entfernt
Text: Jessica Classen; Foto: Slawik

 

Nach und nach löst sich der Schmutz, und Stute Gloria gleicht immer mehr wieder einemPferd statt dem Matsch-Monster, das sie noch vor einer Stunde war. Eigentlich deckt Kerstin ihre Stute ab Mitte September, wenn der Fellwechsel einsetzt, immer ein; aber diesmal war es noch so lange warm, dass sie noch lange nicht an Decken dachte. „Das habe ich nun davon“, denkt sie leicht genervt. „Da schaut man regelmäßig die Wettervorhersagen durch, und dann regnet es doch ein paar Nächte hintereinander so stark, dass die Pferde auf dem Paddock schwimmen hätten lernen können.“

Ganz darauf bedacht, auch noch die letzte Schlammkruste zu entfernen, hätte Kerstin beinahe die Krusten am rechten vorderen Fesselkopf übersehen und einfach abgeputzt, ohne länger darüber nachzudenken. Dann hätte sie allerdings nicht bemerkt, dass es sich hierbei keinesfalls um Matsch handelt. Kerstin runzelt die Stirn und kniet sich neben Glorias Bein, um die auffälligen Stellen dort genauer unter die Lupe zu nehmen. Kurz darauf zückt sie ihr Handy und ruft erst einmal die Tierärztin an, damit diese genauer auf die Krusten schaut und Gloria sofort Hilfe bekommen kann.

Was ist Mauke?

„Der Begriff Mauke bezeichnet zunächst lediglich umgangssprachlich das Symptom ‚Krusten am unteren Teil der Pferdebeine‘“, erklärt Tierärztin Dr. Nina Rödig, und Tierheilpraktikerin Nicole Schmidt führt fort: „Es ist eine entzündliche Erkrankung der Haut, die vorwiegend im Bereich der Fesselbeuge auftritt.“ Diese bakterielle Infektion der Haut wird durch Keime ausgelöst, die sich ihren Weg durch kleine Schäden in der Haut in den Organismus suchen. Individuelle Infektanfälligkeit, Feuchtigkeit, Wärme, gute Haftungsbedingungen – beispielsweise im Fesselbehang – bilden ein optimales Milieu für die Vermehrung der Erreger, die Stück für Stück die unterschiedlichen Hautschichten durch Eiweiß auflösende Enzyme schädigen. „Die Haut wird dadurch noch weicher, und der Erreger kann sich nicht nur weiter ausbreiten, sondern öffnet zudem Tür und Tor für weitere bakterielle Keime, Pilze und Parasiten wie zum Beispiel Milben“, erklärt Nicole Schmidt. „In vielen Fällen sind mehrere Ursachen Schuld daran, dass es zu Mauke kommt. Klassiker sind hierbei ungünstige und zu feuchte Haltungsbedingungen, mangelnde Hygiene und genetisch bedingte ungünstige Bedingungen in der Fesselbeuge.“ Aber auch ein gestörtes Immunsystem – beispielsweise durch Stress oder unpassende Fütterung – kann eine Infektion begünstigen und ist als Risikofaktor nicht zu unterschätzen. Keime, die der Körper mit einem intakten Immunsystem problemlos selbst hätte abwehren können, schlagen dann voll zu und verursachen so Probleme. Dass viele Faktoren zusammenkommen müssen und der Behang eine entscheidende Rolle spielt, weiß auch Dr. Nina Rödig: „Es gibt eine Rassedisposition bei Kaltblutpferden, Friesen, Islandpferden, Norwegern und Tinkern. Diese Pferderassen haben alle einen langen Kötenbehang, in dem sich Schmutz und Feuchtigkeit gut sammeln und konservieren können. Außerdem neigen einige Kaltblutrassen genetisch zu einer Verdickung der Haut im Fesselbereich, was die Entstehung von Mauke begünstigt.“ Auch gebe es die Disposition der Fellfarbe: Häufig betroffen seien hellhäutige Pferde, vor allem Füchse. Weiter führt die Tierärztin aus: „Primärursachen können auch aus der Umwelt stammen. Dabei werden die natürlichen Hautbarrieren durch mechanische oberflächliche Verletzungen der Haut – zum Beispiel durch Dornen, Äste oder Kriebelmücken – angegriffen. Auch Scheuerstellen durch Bandagen oder Gamaschen können der Wegbereiter einer Mauke sein.“ Einer der größten Feinde der natürlichen Hautbarriere sei dauerhafte Feuchtigkeit, wie auch Nicole Schmidt bestätigt. Als dritte Möglichkeit könne es zu einer Schädigung der Haut durch hautirritierende Substanzen – zum Beispiel durch äußerlich angewandte Medikamente oder auch Zusätze in Reitplatzböden – kommen. „Weiterhin kommt auch Sonnenbrand als Ursache in Frage und sollte vor allem bei hellhäutigen Pferden als Ursache in Betracht gezogen werden“, so Dr. Rödig. „Wenn die Haut bereits geschädigt ist, können Bakterien, Pilze oder Milben in die Haut eindringen und zu dem typischen Bild der Mauke führen.“

Verschiede Formen der Mauke

Die herkömmliche Mauke tritt in erster Linie in der Fesselbeuge und besonders häufig bei Pferden mit unpigmentierter Haut auf. „Hierbei haben Rassen wie Tinker, Friesen und Kaltblüter wegen ihres starken Fesselbehangs ein deutlich höheres Risiko als andere“, so Nicole Schmidt. „Aufgrund der starken Hornschichtbildung und dem gestörten Feuchtigkeitshaushalt durch den langen und dichten Behang entstehen Risse und Schäden in der Haut, die eine Einnistung von Erregern begünstigen.“ Prinzipiell kann es aber jede Pferderasse treffen. Dr. Nina Rödig hat in ihrem Beruf häufig mit verschiedenen Formen der Mauke zu tun: „Es gibt Mauke mit Pusteln, Krusten oder Schuppen – diese Formen können auch gemeinsam vorkommen. Dabei handelt es sich um die einfachste Form, bei der die Haut lediglich rot und entzündet ist. Sie ist allerdings sehr schmerzhaft und kann zu akuter Lahmheit führen. Zusätzlich kann es dabei zu Haarausfall kommen, oder das Fell kann igelartig abstehen.“ Außerdem gebe es noch die feuchten Formen der Mauke, bei denen es zu einem Austritt von meist gelblicher, klebriger Flüssigkeit aus der Haut komme, die von vielen Pferdebesitzern für eine äußerliche Verschmutzung gehalten werde. Zusätzlich komme es durch die Auflösung der Hautschichten zu offenen, häufig blutigen und sehr schmerzhaften Hautstellen und Krustenbildung. „Dann gibt es die warzenartige Mauke, die eine chronische Form dieser Krankheit ist“, erklärt die Tierärztin weiter. „Bei ihr bilden sich große, verhornende Krusten, die sehr schwierig und schlecht zu behandeln sind. Sie bildet sich meist aus einer verschleppten Form der ersten beiden Maukeformen.“

 

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