Das Reiten von Hufschlagfiguren gehört zu jeder guten Reitstunde dazu und ist das A und O im Viereck. Wir stellen in unserer neuen Serie die einzelnen Figuren vor und geben praktische Tipps. Den Anfang macht eine kreisrunde Bahnfigur – der Zirkel
Text: Jessica Classen; Fotos: Daniel Elke

Die sogenannten Bahnpunkte sind nicht nur für Reitanfänger ein wirrer Buchstabensalat; einige Reiter wissen oft nicht, wo sich beispielsweise die Linie M-X-K befindet oder aber, was die Bezeichnungen der Hufschlagfiguren „Durch den oder aus dem Zirkel wechseln“ bedeuten. Dabei sind die Bahnpunkte eine ganz wichtige Orientierung für das richtige Reiten der festgelegten Figuren.

Der Zirkel

Damit das Verkehrschaos im Viereck so gering wie möglich gehalten wird, stellen wir direkt zu Beginn eine der bekanntesten Hufschlagfiguren vor: den Zirkel. Er wird kreisrund geritten, und als Orientierung dienen die sogenannten Zirkelpunkte, die zwischen den Buchstaben an den langen Seiten zu finden sind. Verbinden Sie diese mit dem A oder C vor Kopf und dem gedachten X in der Mitte des Vierecks. Die Linien noch gebogen reiten, den Hufschlag nur für zwei bis drei Schritte berühren und nicht die Ecken mitnehmen – fertig ist der Zirkel. Alle Punkte sind von der Mitte des Zirkels aus gleich weit entfernt, und insgesamt sollte er immer einen Durchmesser von rund 20 Metern haben. Um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, können sie diese Hufschlagfigur in die Mitte des Vierecks verlagern, auf den sogenannten Mittelzirkel. Bei diesem erreichen Sie den Hufschlag nur bei B und E. Damit Sie den Durchmesser von 20 Metern beibehalten, orientieren Sie sich wieder an den Zirkelpunkten: Verbinden Sie rechter Hand die Buchstaben E-C-B-A auf Höhe der Zirkelpunkte miteinander; über den Hufschlag reiten Sie nur auf Höhe von E und B für zwei bis drei Schritte.

Die häufigsten Fehler vermeiden

Oft wird der Zirkel gerade zu Beginn nicht kreisrund geritten und sieht deshalb eher aus wie ein Ei oder wirkt eckig. Der häufigste Fehler, den Reiter machen, ist daher, die Ecken mitzunehmen und nicht die Zirkelpunkte zu treffen. Ein weiterer Fehler kann darin bestehen, dass das Pferd sich zu sehr auf den inneren Zügel stützt oder die Hinterhand nach außen ausbricht. In beiden Fällen ist der Reitersitz schuld: Begrenzen Sie die Hinterhand mit dem äußeren Schenkel, indem Sie ihn eine Handbreit zurücknehmen. In manchen Fällen kann es auch hilfreich sein, wenn Sie auf dem Zirkel mit dem äußeren Schenkel in Richtung inneren Zügel treiben. Dadurch bleibt die Hinterhand des Pferdes in der Spur, und der Zirkel wird kreisrund von Ihnen geritten. Das Abstützen des Pferdes auf den inneren Zügel ist ein Indiz für das Reiten mit ungleich hohen Händen. Achten Sie deshalb darauf, dass Ihre Schultern sich auf einer Höhe befinden, ebenso Ihre Hände, und Sie mit beiden Gesäßknochen tief im Sattel sitzen. Dies ermöglicht Ihnen auch einen geschmeidigen Sitz. Neigt sich das Pferd etwas nach innen, neigen Sie sich als Reiter mit ihm gemeinsam in diese Richtung, so dass die innere Hand tiefer kommt. Wirken Sie dem nicht entgegen, kommt es zum Abstützen seitens des Pferdes auf den inneren Zügel. Achten Sie daher darauf, dass Ihre äußere Schulter ein Stückchen vor ist, Hände und Schultern auf einer Höhe und der Sitz tief; das äußere Bein liegt verwahrend hinter dem Sattelgurt. Dadurch balancieren Sie mit Ihrem Sitz das Gleichgewicht von Ihnen und Ihrem Pferd aus.

bildschirmfoto-2016-11-16-um-16-41-33Aus dem Zirkel wechseln

Bei der Übung „Aus dem Zirkel wechseln“ reiten Sie beispielsweise auf der linken Hand auf dem Zirkel bei C. Auf Höhe des Zirkelpunktes zwischen H und E denken Sie bereits an das Wechseln: Führen Sie Ihr Pferd bis X auf den Zirkel, verlagern dann Ihr Gewicht auf die rechte Seite, stellen Ihr Pferd um und reiten auf den Zirkelpunkt zwischen B und F. Mithilfe dieser Übung bringen Sie ein bisschen Abwechslung in das Training des Zirkelreitens und wechseln auch mal die Richtung. Dadurch wird Ihr Pferd auf beiden Seiten gleichmäßig gebogen.

bildschirmfoto-2016-11-16-um-16-41-15Durch den Zirkel wechseln

Die Übung „Durch den Zirkel wechseln“ ist eine Miniaturform der vorangegangenen Übung: Sie befinden sich wieder linker Hand auf dem Zirkel bei C. Auf Höhe des Zirkelpunktes zwischen H und E leiten Sie schon den Handwechsel ein, indem Sie dort abbiegen, als würden Sie eine Volte reiten wollen. Gleichzeitig aber reiten Sie nur eine halbe Volte, richten Ihr Pferd in Richtung C gerade, lassen es zwei bis drei Schritte geradeaus gehen, biegen es anschließend nach rechts und reiten dort auf den Zirkelpunkt zu. Sowohl beim Abbiegen als auch beim Ankommen dient Ihr Knie als Anhaltspunkt: Nur wenn Sie mit diesem auf Höhe des Zirkelpunktes sind, biegen Sie ab beziehungsweise kommen Sie dort an.

 

… ab sofort finden Sie jeden Freitag hier die Hufschlagfiguren. Grafiken und die gesamte Serie finden Sie in unseren Magazinen Mein Pferd 07/2016 bis 12/2016!