Die Seitengänge sind eine Spezies für sich beim Reiten. Besonders aber das Schulterherein hat die ein oder andere Tücke in der Hinterhand und bereitet deshalb vielen Reitern Probleme. Wie Sie es richtig reiten und in welcher Gangart es funktioniert, erklärt Trainerin Nadine Pietschmann (info@RS-Pietsch.de)
Text: Jessica Classen | Fotos: Daniel Elke

Wie muss ein gutes Schulterherein aussehen?
Beim Schulterherein dürfen von vorne oder hinten betrachtet nur drei Beine des Pferdes zu sehen sein; das äußere Vorderbein und das innere Hinterbein bilden eine Linie. Die Hufabfolge wäre auf der rechten Hand wie folgt: das rechte Vorderbein befindet sich auf dem zweiten Hufschlag; das linke, äußere Vorderbein und das rechte, innere Hinterbein am rechten Rand des ersten Hufschlags und das linke, äußere Hinterbein am linken Rand des ersten Hufschlages. Das Schulterherein wird richtig geritten, wenn der Reiter einen Winkel von circa 30 Grad zur Hufschlaglinie hin reitet.

Was passiert dabei im Körper des Pferdes?
Das Schulterherein sollte zunächst einmal nur geritten werden, wenn die Basis stimmt. Das heißt, dass der Reiter bei gebogenen Linien in der Lage sein muss, das Pferd in Längsbiegung um den inneren Schenkel zu biegen und in Richtung des äußeren Zügels zu reiten; die Hand muss dabei leicht sein. Erst wenn das funktioniert, kann man sich nach und nach an die Seitengänge herantasten. Alle Seitengänge werden mit Hilfe des Schenkelweichens vorbereitet, damit das Pferd seitwärts treibende Schenkelhilfen kennt und mit der diagonalen Hilfengebung vertraut ist. Das Schenkelweichen ist also eine Grundvoraussetzung für die Seitengänge. Beim Schulterherein muss der äußere Schenkel verwahrend hinter dem Gurt liegen, andernfalls würde die Hinterhand des Pferdes nach außen ausbrechen; der äußere Schenkel kontrolliert die Hinterhand. Allerdings wird auch der innere Schenkel von vielen gerne ein Stück nach hinten genommen. Das ist aber falsch, denn in diesem Fall geht das Pferd zwar seitwärts, aber auch hier würde die Hinterhand nach außen ausbrechen. Wenn das Bein vom Reiter zu weit nach hinten genommen wird, kann das Pferd sich zudem nicht richtig um den inneren Schenkel biegen. Dieser muss am Gurt liegen, denn nur dort kann das Pferd die Vorhand leicht gegen die Mittelhand bewegen und somit biegen. Und erst dann biegt sich die Vorhand um den inneren Schenkel, wie es beim Schulterherein sein muss.

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