… sitzen Sie nur mit einem gut passenden Sattel. Doch wie genau hat er auf dem Pferderücken zu sitzen? Sattlermeister Fabian Greinert (fg-sattlermobil.de), der vor Ort die Sättel direkt bearbeitet, damit sie passen, erklärt Ihnen, worauf Sie achten müssen und was Sie gegebenenfalls machen können, damit keine unnötigen Druckstellen auftreten
Interview: Jessica Classen; Foto: Getty Images

Wo genau sollte der Sattel liegen?
Der Sattel liegt genau richtig, wenn das Kopfeisen circa zwei Finger hinter der Pferdeschulter liegt. Die Kissenlänge sollte hinten nicht über die letzte Rippe, sprich die 18. Rippe, gehen. Reicht er darüber hinaus, werden die Nieren belastet, und das Pferd wird in Biegungen eingeschränkt. Die Fläche, wo der Sattel liegen darf, ist also deutlich begrenzt.

Wie erkenne ich als Laie, ob der Sattel richtig liegt?
Zunächst muss ich als Reiter das Gefühl haben, im Schwerpunkt des Sattels zu sitzen, und nicht das Gefühl, nach vorne oder hinten zu kippen. Des Weiteren sollten die Strupfen des aufgelegten Sattels gerade herunterhängen und nicht nach vorne oder hinten zeigen. Dann hat der Sattel einen guten Schwerpunkt. Mit Reitergewicht sollten außerdem zwischen Vorderzwiesel und Widerrist noch 1,5 bis 2,5 Finger Platz haben. Je mehr Finger zwischen Vorderzwiesel und Widerrist passen, desto enger ist der Sattel vorne. Dies kann zur Folge haben, dass der Sattel drückt oder unruhig auf dem Pferd liegt. An den Sattelkissen dürfen keine Unebenheiten zu spüren sein. Die Sattelkissen sollten gleichmäßig, flächig und mit dem ganzen Kissen auf dem Pferderücken entlang spürbar aufliegen.

Wo genau sollte sich der Schwerpunkt des Sattels befinden?
Objektiv betrachtet, sollte der Schwerpunkt in der Mitte des Sattels sein und recht nah am zwölften Brustwirbel des Pferdes liegen. Denn dort hat auch das Pferd seine Mitte. Hier kann es sich am besten tragen und das Gleichgewicht halten. Subjektiv betrachtet, muss ich als Reiter das Gefühl haben, im Schwerpunkt zu sitzen. Wichtig ist dabei, dass das Becken des Reiters nicht nach vorne oder hinten abgekippt ist. Denn dies vermittelt dem Reiter das Gefühl, weiter nach vorne oder hinten verlagert zu sitzen und somit nicht im Gleichgewicht mit dem Pferd zu sein.

Muss ich auf die Figur meines Pferdes oder Ponys achten, oder kann der Sattel bis zu einem bestimmten Grad sogar mitwachsen?
Allgemein betrachtet, besitzt jeder Sattel Vor- und Nachteile, aber auch Grenzen. Mittlerweile gibt es verschiedene Satteltypen, die sich auf bestimmte Bereiche des Pferdes oder Reiters spezialisiert haben. So gibt es beispielsweise Sättel für Pferde mit kurzem Rücken, Pferde mit breitem Schulterbereich oder Pferde mit geradem Rücken. Auch Sättel speziell für Frauen oder in Sondergrößen bietet der Markt. Hierbei hat jedoch jede Sattelmarke ihre eigene Sichtweise, was einen gut passenden Sattel ausmacht. Für Sattlermeister Fabian Greinert ist jedoch nur ein Sattel sinnvoll, der vom Grundgerüst – dem Sattelbaum und Sattelkissen – zum Pferd passt. Zudem sollte das Kopfeisen kalt verstellbar sein, um die optimale Weite individuell und stufenlos einstellen zu können. Des Weiteren sollte der Sattel Wollkissen haben: Dadurch kann der Rückenlinie bei einer Veränderung des Pferdes immer gefolgt werden oder bei Materialermüdung dieses durch neues Füllmaterial ersetzt werden. Außerdem sollte der Sattel hinten durch Umnähen oder ähnliches veränderbar sein, damit beispielsweise eine Einarbeitung eines Keils oder zweiten Vorstoßes möglich ist. Sind diese genannten Voraussetzungen an einem Sattel gegeben, ist eine saubere und individuelle Anpassung des Sattels an das jeweilige Pferd möglich, ist sich Fabian Greinert sicher. Demnach kann der Sattel bis zu einem bestimmten Grad mitwachsen, jedoch nur durch gute, individuelle und regelmäßige Anpassung eines Sattlers. Allerdings darf man zusätzlich zum Sattel die wichtige Rolle des Sattelgurtes nicht aus den Augen verlieren. Dieser sollte immer passend zur Bauchform des Pferdes sein, um den Druck gut und angenehm für das Pferd zu verteilen.

Ist es egal, ob ich einen synthetischen Sattel oder einen Ledersattel nutze?
Im Grunde ist es irrelevant, welchen Sattel man nutzt. Hauptsache ist, dass der Zuschnitt zum Pferd passt. Oftmals ist es so, dass synthetische Sättel den Käufer über den niedrigen Preis zum Kauf anregen. Allerdings sollte man wissen, dass synthetische Sättel aufgrund der Kurzlebigkeit der verwendeten Materialien nicht so lange halten wie Ledersättel. Außerdem sind die Möglichkeiten einer Umarbeitung eines Ledersattels vielfältiger als bei synthetischen Sätteln. Zwar sind Ledersättel mit etwas mehr Pflege verbunden, aber dafür bieten sie einen besseren Komfort für Pferd und Reiter.